Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

1 Einleitung: Am 8.7.1953 fand in Innsbruck „einer der letzten Volksgerichtsprozesse“ statt.1 Angeklagt war der 38jährige Werkmeister Otto Perkounig, der in jener Zeitungsmeldung als der „Schlächter von Radom“ bezeichnet wurde. Inhalt der Anklage gegen Otto Perkounig war der Vorwurf der Mißhandlung und (Massen)Tötung von jüdischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, sowohl in der Fabrik als auch im Lager. Bei dem Angeklagten handelte es sich um einen ehemaligen Angestellten der Steyr- Daimler-Puch AG, der von 1941 bis 1944 in einer der Steyr-Daimler-Puch AG in Radom kommissarisch unterstellten Waffenfabrik beschäftigt war. In dieser Zweigstelle der Steyr- Werke wurden vor allem Waffen für die Wehrmacht hergestellt. In der Waffenfabrik waren 4.500 polnische und jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter beschäftigt. Ab Herbst 1942 bis zum Sommer 1944 mußten die jüdischen Beschäftigten in einem von der SS bewachten Zwangsarbeitslager nahe der Steyr-Daimler-Puch AG leben. Das Lager war 10 Gehminuten von der Fabrik entfernt. Die Betroffenheit darüber, daß nicht nur bekannte Firmen wie I.G. Farben oder Volkswagen eigene Zwangsarbeitslager in der Nazizeit unterhalten hatten, sondern daß sich auch eine österreichische Firma an der Ausbeutung der zu Häftlingen degradierten jüdischen Bevölkerung in Polen beteiligte, führte zur Auseinandersetzung mit dem Prozeßakt, der sich im Landesarchiv des Landes Tirols befindet und der 1947 mit der Anzeige zweier ehemaliger jüdischer Häftlinge, Michael Feldmann und Rosa Teichmann, begann.2 1 Wiener Kurier, 8.7.1953, 9.Jg„ Nr. 155, S 9. 2 Tiroler Landesarchiv (TLA), Landesgericht Innsbruck, 10 Vr 257/53.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2