Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

45 in die Reihe „nützlicher Jude“ stellen.127 Wer sich nicht in diese Kolonne einreihen durfte, mußte sich jener Kolonne anschließen, die sich in Richtung Bahnhof bewegte. Dort standen Viehwaggons, die die Aufschrift „Arbeitslager" trugen und die mit 20 bis 30 cm Chlorkalk ausgefüllt waren. Die Viehwaggons fuhren nach Treblinka zur Vernichtung. „Auf dem Tranport dorthin sind nach Berichten viele l.OOOde infolge des Chlorkalkes erstickt und die noch Überlebenden wurden vergast. "128 Die anderen, die Arbeitsfähigen, mußten sich in den rechten Ghettoteil begeben. In der darauffolgenden Nacht wurde dann im rechten Ghettoteil die Selektion durchgeführt und „ in dieser Nacht wurde wesentlich mehr Blut vergossen als vorher. “n9 Die österreichischen SDP-Beschäftigten „bemerkten“ die Deportation von über 30.000 Menschen aus Radom nur am Rande. Perkounig erinnerte sich, daß während der Liquidierung in der Gewehrfabrik sämtliche Fenster so lange geschlossen gehalten werden mußten, bis die jüdische Bevölkerung auf ihrem Weg zur Vernichtung daran vorbeigezogen war. Vor jedes Haus wurde ein SS-Mann postiert. „ Wohin die Juden kamen, weiß ich nicht. "130 Jene, die die Selektionen überlebt hatten, mußten sich zunächst in den rechten Ghettoteil begeben, ungeachtet der Tatsache, daß das Ghetto nach der Aussiedlungsaktion verwüstet war und sich durch die zweijährige menschenunwürdige Unterbringung von tausenden Menschen in einem katastrophalen Zustand befand. Die durch die Deportation der jüdischen Bevölkerung freistehenden Wohnungen sollten genützt und wieder bewohnt werden. Die SDP-Führung dachte, diese Wohnungen zur Unterbringung ihrer polnischen Arbeiterinnen und Arbeiter zu verwenden. Bretterklieber inspizierte gemeinsam mit dem Leiter des Rüstungskommandos und dem Leiter des Wohungsamtes Radom das geräumte Ghetto. Die Besichtigungsgruppe konstatierte aber, 127 Zeugenaussage Fiszman David, 24.11.1965, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 128 Zeugenaussage Matz David, 13.8.1947, Verfahren Perkounig, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53. 129 Zeugenaussage Zaidenweber Jules, 23.6.1967, Verfahren Weinrich, 147 Js 3 8/65, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 130 Zeugenaussage Perkounig Otto, 8.7.1953, Hauptverhandlung Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53,

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2