43 2.2. Die Liquidierung des „großen“ Ghettos In der Nacht des 16.August 1942 begann die SS mit der Liquidierung des „großen“ Ghettos und es sollte zwei Tage dauern, bis alle 30.000 Bewohnerinnen und Bewohner selektiert und deportiert waren. Um sich die „Arbeit" zu erleichtern, teilte die SS das Ghetto in zwei Teile: In der ersten Nacht wurde der linke, in der zweiten Nacht der rechte Ghettoteil aufgelöst und die Menschen ausgesiedelt.118 „ Schon im Laufe des Sonntags merkten wir, daß etwas in der Luft lag. Die Straßenbeleuchtung wurde durch Anbringung großer starker Lampen vermehrt, die Wache um das Ghetto verstärkt. Um 22 Uhr abends wurde der jüdische Ordnungsdienst, der vorher in Alarmzustand versetzt wurde, von der SS aufgefordert, alle Leute aus ihren Häusern und Wohnungen zu treiben und auf einem näher zu bezeichnenden Platz zu versammeln.<il19 „ Gegen 12 Uhr nachts wurde mit einem Gewehrkolben meine Haustür eingeschlagen, und es erschien ein SS-Mann, der meine Familie und micht mit dem Ruf Raus' zum Verlassen des Hauses aufforderte. “120 Die Ghettobevölkerung hatte zwei Stunden Zeit, sich auf der Walowa Straße oder auf dem Platz vor der Gerberei zu versammeln, wo die Selektionen stattfinden sollten. Das Chaos, das die Auflösung begleitete, entsprach jenem im „kleinen" Ghetto: Tausende Menschen versuchten in aller Kürze das Notwendigste zusammenzupacken und mitzunehmen. Die SS schrie und brüllte die Menschen auf den Straßen an, die sich in Kolonnen einzureihen hatten. Auch im „großen“ Ghetto tötete die SS zahlreiche ältere und kaum transportfähige Menschen. Sie ließen die von ihnen als zu alt, zu krank, zu transportunfähig bezeichneten Menschen, darunter auch Mütter mit ihren Kindern an den Rand einer von anderen Juden bereits ausgehobenen Erdgrube treten und töteten sie durch 118 Zeugenaussage Zaidenweber Jules, 23.6.1967, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 119 Zeugenaussage Zaidenweber Jules, 23.6.1967, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 120 Zeugenaussage Glatt Saul, 25.11.1965, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53.
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