Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

42 meisten anderen schlugen dabei vor Entsetzen die Hände vors Gesicht. Es wurde uns befohlen, hinzusehen. Es fielen mehrere Schüsse und die sechs waren sofort tot. (...) Dr. Böttcher teilte uns dann anschließend in kurzen Worten mit, daß es uns allen genauso wie diesen sechs ergehen würde, wenn noch einmal versucht würde, Verwundete zu verstecken. "115 Die Auflösung des „kleinen" Ghettos rief bei der SDP einigen Unmut hervor, denn bei der „Räumung des Judenviertels Glinice, des sogenannten Kleinen Ghettos“ kam es zu einem „vorübergehenden Ausfall von einigen hundert Arbeitskräften“^6, denn auch die SDP-Beschäftigten durften das Ghetto, wie alle anderen Bewohnerinnen und Bewohner, nicht verlassen. Auch sie mußten sich der Selektion unterziehen und blieben ihrer Arbeitsstelle in der Gewehrfabrik fern. Die SDP-Führung befürchtete, daß auch die bei ihnen Beschäftigten deportiert worden wären. Die Betriebsführung war sich darüber im klaren, daß es nach dem Abzug der jüdischen Arbeitskräfte auf Grund der angespannten Arbeitskräftesituation schwer sein würde, neue Arbeiterinnen und Arbeiter zu erhalten. Direktor Janku und Personalchef Bretterklieber begaben sich wohl deshalb persönlich auf die Suche nach „ihren" Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Im Zuge der Auflösung des Ghettos dürfte es zu einem derartigen Chaos gekommen sein, daß auch jene mit gültigen Arbeitskarten zur Deportation vorgesehen waren, darunter auch SDP- Beschäftigte. Als Janku und Bretterklieber am Bahnhof ankamen, standen die Waggons noch am Bahnhof, da im „großen“ Ghetto noch „nach"-selektiert wurde. Die Verzögerung beim Abtransport dürfte einige vor der Deportation bewahrt haben, denn Direktor Janku und Bretterklieber holten die bei der SDP Beschäftigten noch aus den Zügen heraus. „Als das Ghetto aufgelöst wurde, wurden die Juden mit der Bahn weggebracht, ich habe unsere Arbeiter vom Zug noch herunterholen müssen. "117 115 Zeugenaussage Zaidenweber Jules, 23.6.1967, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 116 KTB Rüko Radom, 5.8.1942, T 77/619/1807405. 117 Zeugenaussage Ing. Franz Janku, 8.7.1953, Hauptverhandlung Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53.

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