Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

41 Männer nach Glinice in das aufgelöste Ghetto zu schicken, um die Spuren der Verwüstung zu beseitigen. „Als wir in Glinice ankamen, das war etwa 5 oder 6 Uhr frühmorgens, war die Aussiedlungsaktion bereits abgeschlossen. Uns bot sich ein grauenhaftes Bild. Die Straßen waren mit Leichen und Gegenständen aus den Wohnungen der Betroffenen und Gepäckstücken übersät. (...) Als wir in Glinice eintrafen, waren andere Juden bereits damit beschäftigt, Gräber für die Ermordeten auszuheben und die Leichen mit kleinen Panje-Wagen abzutransportieren. Die Gräber befanden sich in der Biala Straße auf einem großen Feld in der Nähe der Firma Lenz. Dorthin wurden auch wir geführt. Dort wimmelte es von SS- Männern, die die Arbeit überwachten, Befehle erteilten und diesen Befehlen mit Peitschenhieben und Schreien Nachdruck verliehen. Wir mußten die Leichen nackt ausziehen und den Leichen dann Ringe und Uhren vom Körper und sämtliche Wertgegenstände aus ihren Taschen nehmen und zu (...) mehreren Haufen hinbringen. Es handelte sich um 3 oder 4 große Gräber, die alles in allem später vielleicht ungefähr 100 Leichen enthielten. Uns wurde aufgetragen, die Leichen in Schichten in diese Gräber zu legen. Wenn eine Schicht fertig war, wurden sie mit Kalk bestreut und eine neue Schicht von Leichen dann darüber gelegt. Die letzte Schicht wurde dann mit Erde bedeckt. Es mögen vielleicht drei Schichten gewesen sein. "114 Einem Aufräumkommando gelang es, einige Verwundete unbemerkt unter den Kleiderhaufen zu verstecken. Als ein SS-Mann die Rettungsversuche entdeckte, erstattete er unverzüglich Meldung an den die Liquidierung leitenden SS-Führer Dr. Böttcher. Er schoß gemeinsam mit seinen SS-Männern Blum und Weinrich wahllos auf jene Kleiderhaufen, unter denen die Verwundeten versteckt lagen und tötete so die wenigen Überlebenden. Zur Bestrafung der Auffäumkommandos mußten sich alle hundert jüdischen Männer an den Rand der drei bis vier ausgehobenen Gräber begeben. „Sechs von uns, die besser angezogen waren, wurden von den SS- Führern (...) herausgesucht und mußten in eines der Gräber auf die dort bereits befindlichen Leichen treten. Leh selbst und wohl auch die 114 Zeugenaussage Zaidenweber Jules, 23.6.1967, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2