Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

37 billigen Arbeitssklaven sahen, vertraten die Verfechter der Endlösung die planmäßigen Abtransporte und Vernichtungen der jüdischen Menschen in den Konzentrationslagern. IV. Das jüdische Zwangsarbeitslager der SDP in Radom 1. Das Leben der jüdischen Bevölkerung in Radom bis zur Auflösung des Ghettos Bis zur Okkupation Polens im Herbst 1939 waren 10 % der Bevölkerung Polens mosaischen Glaubens, das waren rund 3,3 Millionen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. Die Zeit vom Oktober 1939 bis Oktober 1940 war von der Verarmung der jüdischen Bevölkerung und ihrem Ausschluß aus dem Wirtschaftsleben gekennzeichnet.104 Dabei spielte die schrittweise Verringerung ihrer Lebensmöglichkeiten eine entscheidende Rolle. Vor dem Kriegsausbruch lebte die jüdische Bevölkerung im Radomer Distrikt nicht in gesonderten, d.h. in von der polnischen Bevölkerung getrennten Stadtteilen. Dies änderte sich mit dem Überfall auf Polen und bereits 1939 entstanden die ersten Ghettos. Dabei wurden Stadtgebiete, wie das Beispiel der Stadt Radom zeigt, relativ willkürlich zu Ghettos bestimmt und tausende Menschen mußten plötzlich auf engstem Raum Zusammenleben. Im Warschauer Ghetto mußte die jüdische Bevölkerung, das war 1/3 der Bevölkerung, auf 4,5 % der Fläche Warschaus leben.105 104 Madajczyk, Okkupationspolitik, S 365. 105 Madajczyk, Okkupationspolitik, S 258 ff.

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