Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

24 III. Die Gewehrfabrik in Radom 1. Die SDP in Polen 1.1. Verteilung der polnischen Beute Mit dem Überfall auf Polen im September 1939 begann für die deutsche Wirtschaft der Wettlauf um die polnischen Beutefirmen. Die nach Polen entsandten Vertreter der Reichsbehörden hatten auf Grund der Besitznahme der österreichischen Wirtschaft bereits Erfahrungen bei der Übernahme von Betrieben gesammelt. Im Gegensatz zu Österreich stand bei der Übernahme der polnischen Wirtschaft nicht das Rüstungsinteresse im Vordergrund, sondern vielmehr der gewöhnliche Raub.56 Aus diesem Grunde unterschied sich auch die Art der Übernahme von polnischen Industriebetrieben wesentlich von der Übernahme von österreichischen Firmen. Die Durchdringung und Aneignung der österreichischen und auch der tschechischen Wirtschaft war über die Industriebeteiligungen der CA-BV erfolgt. In Polen wurde das staatliche und private Vermögen der polnischen Wirtschaft und Bevölkerung durch Enteignung und die dazu nötigen Verordnungen einfach „übernommen“. Hermann Görings persönlicher Einsatz für die Reichswerke stellte sich auch bei der Verteilung der polnischen Beute als Vorteil heraus. Göring behielt sich eigenhändig die Entscheidung für die Übernahme großer Industriebetriebe in den eingegliederten Gebieten vor. Ihn interessierten hauptsächlich Objekte, die für die deutsche Kriegswirtschaft und 57 seine Reichswerke wichtig waren. 56 Madajczyk, Die Okkupationspolitik Nazideutschlands in Polen 1939 - 1945, S 548 ff. 57 Madajczyk, Okkupationspolitik, S 548 ff.

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