Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

18 Darunter war vorrangig die betriebliche Umstellung von der demokratischen Ordnung (Betriebsräte, Gewerkschaften) auf das Führerprinzip zu verstehen. Die Einordnung unter den Führer im Betrieb, den sogenannten Betriebsführer, erforderte eine geistige und gedankliche Einordnung in den Willen desselben und all jener, die in seinem Auftrage handelten. Dem Betriebsführer wurde die unbeschränkte Befehlsgewalt über seine Arbeiterinnen und Arbeiter eingeräumt. Der Betriebsfiihrer haftete nicht nur für den Betrieb, die Maschinen, sondern auch für die Menschen, für deren Wohl er zu sorgen hatte. „Die Aufgabe, die der Nationalsozialismus dem Betriebsführer stellt, ist eine unvergleichlich schönere aber unendlich schwierigere als früher, denn sie verlangt vom Betriebsführer, daß er zu allererst 'Menschenführer’ ist. "34 Er war aber auch „der Arbeitsbeauftrage der Nation für den ihm vom Führer und vom Volke anvertrauten Betrieb. "35 Der Betriebsfiihrer war für die Leistung und Haltung des Betriebes dem Führer, dem Volk und der Nation gegenüber verantwortlich. Ihm stand die Pflicht der Gefolgschaft gegen, „mit unerschütterlichem Vertrauen und mit unbedingter Treue zum Betrieb zu stehen und jeden vom Betriebsführer erteilten Befehl auf das gewissenhafteste auszuführen, weil es eben im Aufbau, in der Erhaltung und Aufwärtsentwicklung des Betriebes vor allem anderen darauf ankommt, daß jeder - vom ersten bis zum letzten Mann - seine ganze Kraft einsetzt. "36 Die Treuepflicht des einzelnen wurde auch auf Tätigkeiten außerhalb des Betriebes, wie beispielsweise die Teilnahme an Maiaufmärschen, ausgedehnt. Zur Treuepflicht gehörte es auch, bei Bedarf Mehrarbeit in Form von Überstunden, Feiertagsarbeit und dergleichen zu leisten.37 Weitere grundlegende Zielsetzungen der nationalsozialistischen Arbeits- und Betriebspolitik waren „Verbundenheit“ statt Klassenkampf, sowie die Betonung der Gemeinnützigkeit der Arbeit. „Es gibt keinen Klassenkampf mehr, es gibt nur ein einiges deutsches Volk in einem einigen Reich. "38 Die Arbeiterinnen und Arbeiter arbeiteten nicht mehr für den Arbeitgeber, sondern für die Nation, das Volk. Der erste Paragraph des 34 „Nationalsozialismus im Betrieb“, Werkszeitung, l.Jg., Juli 1938, Nr. 4, S 3. 35 „Nationalsozialismus im Betrieb“, Werkszeitung, l.Jg., Juli 1938, Nr. 4, S 3. 36 „Nationalsozialismus im Betrieb“, Werkszeitung, l.Jg., Juli 1938, Nr. 4, S 3. 37 Moser, Öberösterreichische Wirtschaft, S 190 ff. 38 „Die Steyr-Werke im nationalsozialistischen Umbruch“, Werkszeitung, l.Jg., l.Mai 1938, Nr. 1, S 11.

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