13 Dem Anschluß Österreichs waren zahlreiche Studien über den Zustand der österreichischen Wirtschaft vorangegangen. Die Ergebnisse dienten der Wehrmacht, der Vierjahresplanbehörde Görings und dem Wirtschaftsministerium als Grundlage für die weitere Vorgangsweise bei der Eingliederung Österreichs. Die beabsichtigte Nutzung der Eisenerzvorkommen und eisenverarbeitenden Anlagen erforderte eine stärkere Einbeziehung Österreichs als durch Handelsverträge möglich gewesen wäre. Österreichs Gold- und Devisenreserven wären mit Verträgen auch kaum an das Reich übergegangen. Da sich das Reich gerade in einer Rohstoff- und Versorgungskrise befand, waren die landwirtschaftlichen Erzeugnisse Österreichs, die noch ungenützte Wasserkraft, die kaum genutzten Eisenerz- und Magnesitlagerstätten und das große, zum teil hochqualifizierte Arbeitslosenpotential für den „Anschluß" mitbestimmend.21 2. Die Übernahme der Steyr-Daimler-Puch AG durch die Reichswerke , Hermann Göring“ Die Übernahme österreichischer Firmen und Rohstoffe durch die RHG erfolgte über die Bank „Creditanstalt-Bankverein“ (CA-BV). Die CA-BV befand sich vor dem „Anschluß“ zum größten Teil in Staatsbesitz22 und nahm nicht nur durch ihre Marktanteile im Bankengeschäft, sondern vor allem durch ihre Funktion als Eigentümerin einer großen Anzahl wichtiger Industrieunternehmen eine überragende Position im österreichischen Wirtschaftsleben ein. Am Beispiel mit der CA-BV wurde geprobt, was der NS- Imperialismus später immer wieder versuchte und auch praktizierte, nämlich die wirtschaftliche Durchdringung eines Staates, in dem die „Industriebanken als Einfallstor in die jeweilige Volkswirtschaft“23 genutzt wurden. 21 Botz, Die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich, S 24 ff. 22 Kernbauer/Weber, Österreichs Wirtschaft, in: Taios, Hanisch, Neugebauer (Hg ), NS-Herrschaft in Österreich, S 57. 23 Mollin, Montankonzerne und „Drittes Reich“, S 117 ff.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2