12 II. Die Steyr-Daimler-Puch AG als Rüstungsbetrieb 1. Der wirtschaftliche „Anschluß" Österreichs 1937 waren in ganz Österreich nach optimistischen Schätzungen knapp 22 %, nach pessimistischen Schätzungen fast 35 % der Erwerbstätigen ohne Arbeit. Ein Viertel davon mußte ohne jede Unterstützung überleben.19 Die österreichische Ökonomie stagnierte und die Arbeitslosenzahlen stiegen. Österreichs Wirtschaftspolitik war den versprochenen Aufschwung schuldig geblieben. Deutschland erlebte hingegen - auf Grund bereits angelaufener Kriegsvorbereitungen - einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung und die Arbeitslosigkeit war weitgehend beseitigt. Die austrofaschistische Wirtschaftspolitik hatte zu einer Unterauslastung von materiellen und personellen Kapazitäten geführt, die dem auftüstenden Deutschland zunehmend von Interesse und Nutzen waren. Bereits 1936 war die österreichische Wirtschaftskraft in Görings Vierjahresplan fix miteinberechnet worden. Dieser Vierjahresplan sollte Deutschland nicht in eine Planwirtschaft umwandeln, sondern er sollte Deutschland - im Hinblick auf Kriegszustände - eine größtmögliche Unabhängigkeit von wichtigen Importgütern einräumen. Dazu sollten Alternativen zum Mineralöl und in der chemischen Industrie entwickelt werden. Ein anderer Schwerpunkt des Vierjahresplanes war die Sicherung und Ausbeutung der zur Verfügung stehenden Erzlager.20 Aus dem Bemühen um Förderung und Verarbeitung minderwertiger Erzlagerstätten entstand der Vierjahresplankonzern Reichswerke „Hermann Göring“ (RHG). 19 Schreiber, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Nazizeit in Tirol, S 11. 20 vgl. Moser, Oberösterreichs Wirtschaft 1938 bis 1945, S 23 ff. Kernbauer/Weber, Österreichs Wirtschaft 1938-1945. in: Taios, Hanisch, Neugebauer (Hg.), NS-Herrschaft in Österreich, 193 8 - 1945, S 49 ff.
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