Zur Geschichte der Steyrer Arbeiterbewegung

Ordnungsdienst verhinderte Provokationen Am 4. Oktober, nachdem das Ultimatum an die Regierung ergebnislos abgelaufen war, demonstrierten wir erneut geschlossen auf dem Haupt– platz in Steyr. Da war schon ein starker Ordnungsdienst notwendig, um mögliche Provokationen auszuschließen, denn am Vortag hatte der In– nenminister in der Nähe von Steyr Gendarmerieeinheiten zusammenge– zogen. Im Anschluß an die Kundgebung wurde im ganzen Stadtgebiet ein Flugblatt von SP und Werkdirektion verteilt, in dem jedem die Entlas– sung angedroht wurde, der am nächsten Tag nicht die Arbeit wieder aufnehme. Der Antrag der Kommunisten, den Streik am nächsten Morgen organi– siert und einheitlich mit einer Vollversammlung zu beenden, wurde von den SP-Funktionären abgelehnt. Sie versprachen allerdings bei dieser Gelegenheit, daß niemand, der maßgeblich am Streik beteiligt gewesen ist, gemaßregelt würde. Noch am selben Abend wurde das Werk von Gendarmerieeinheiten mit Stahlhelm und Karabiner besetzt. Die Streikleitung hat uns aufgefor– dert, die Streikpostenführung aufzugeben und das Werk zu verlassen, bevor wir verhaftet würden. Maßregelungen Die Putschlüge, die schon während des Streiks lanciert worden war, um die Arbeiterschaft aufzuspalten und die streikenden SP-ler zur Räson zu bringen, mußte nachher vor allem für die zahlreichen Maßregelun– gen herhalten, 150 Kommunisten, Betriebsräte und gewählte Vertrau– ensmänner wurden sogleich entlassen, mit der Ausrichtung, daß sie in ganz Steyr und Umgebung keine Arbeit mehr bekommen sollten. Dennoch gelang es uns Kommunisten, bei den Betriebsratswahlen im Jahre 1951 mit über 2000 Stimmen die höchste Stimmenanzahl zu errei– chen, die wir je hatten, und mit acht Mandaten wieder in den Betriebs– rat einzuziehen. Die SP-Fraktion in Zusammenarbeit mit dem damaligen Generaldirek– tor Glöckel schaffte es allerdings dann, daß sich bis 1953 die Zahl der Gemaßregelten, Kommunisten, fortschrittlichen Arbeitern und »Ver– dächtigen« auf mehr als 400 erhöhte. 1953: 228.000 Stimmen für die Volksopposition Der konsequente Kampf der KPÖ für den Frieden und Unabhängigkeit schlug sich in den Nationalratswahlen 1953 in der Bildung einer Liste mit dem Titel »Volksopposition« nieder. 19

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