Zur Geschichte der Steyrer Arbeiterbewegung

Warnstreik in der VOEST Als im darauffolgenden Jahr schon wieder ein Lohn-Preis-Pakt ausge– handelt wurde, der eine Verteuerung fast aller Grundnahrungsmittel vorsah, war doch abzusehen, wie die Arbeiter und Angestellten reagie– ren würden. Am 26. September sollte dieser Pakt dem Ministerrat vor– gelegt werden. Schon am Tag zuvor kam es in der VOEST zu einem Warnstreik. Man hat in der Folgezeit immer wieder versucht, den Ok– toberstreik als Werk der Kommunisten und als Putschversuch hinzu– stellen, und wie man sieht, versucht man das auch heute noch von Zeit zu Zeit. Nun gab es damals in der VOEST einen Betriebsrat aus 14 VdU-lern, 12 von der SP und nur zwei Kommunisten. Wenn es also selbst hier zum ersten Warnstreik kam, dann können wohl kaum nur die Kommunisten dahintergesteckt haben. Der kommunistische Abgeordnete Honner hat bekanntlich gleich nach dem Streik Bundeskanzler Figl, Innenminister Helmer und ÖGB– Präsident Böhm mit ihrem Gerede vom Putsch der Lüge geziehen und hat sie aufgefordert, sie mögen doch auch nur einen Wahrheitsbeweis erbringen. Sie blieben jeden Beweis schuldig. Dennoch kommt man im– mer wieder mit der Putschlüge, wenn es gegen die Kommunisten geht. Jeder, der in Steyr beim Oktoberstreik dabei war, weiß, daß es eine gro– ße gemeinsame Aktion war, die von allen Arbeitern und Angestellten beschlossen worden war. Wie groß, das konnten auch wir Kommuni– sten zu Beginn gar nicht abschätzen. Nachdem es am 25. September wie in der VOEST auch in anderen Be– trieben zu Empörung über den Pakt und zu spontanen Arbeitsniederle– gungen gekommen war, gingen am nächsten Tag die kommunistischen Betriebsräte zu den SP-Kollegen, um über Maßnahmen in unserem Be– trieb zu verhandeln . Allerdings hatten zu diesem Zeitpunkt die Schichtarbeiter im H-Bau (Steyr-Werke) die Arbeit erst gar nicht aufgenommen und sie zogen nun - an der Spitze Kommunisten und SP-Funktionäre - durch die Abteilungen und forderten die Kollegen auf, mit zum Betriebsratsge– bäude zu ziehen. Dem Beispiel folgte auch die Schweißabteilung des Autobaus, mit ihrem Hauptvertrauensmann Kienzelhofer an der Spit– ze. Ich nenne den Namen, weil Kienzelhofer heute der Fraktionsführer der SP im Gemeinderat und Permanenzbetriebsrat der Steyr-Werke ist und weiß, daß hier keine Putschabsichten bestanden, sondern nur Maßnahmen gesetzt wurden, um diesen Schandpakt abzuwehren. 16

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