Zur Geschichte der Steyrer Arbeiterbewegung

rung aus Wien ein, das die Handlung der Stadtväter in dieser Frage le– galisierte. Die wiedererstandene Meinungsfreiheit verlangte gebieterische Infor– mationsquellen, nach einer Zeitung. Mit Hilfe der Besatzungsmacht schufen die Bewohner von Steyr-Ost ihre eigene Zeitung . Nik Riedmül– ler, ein junger Joyrnalist , der jahrelang im Konzentrationslager Dachau und Ramingdorf geschmachtet hatte, fungierte als Chefredak– teur . Ein weiteres Problem tauchte auf, der Wunsch nach echter, unzensu– rierter Kunst. Die Wahrheit, auf der Leinwand und auf der Bühne . In Steyr-Ost gab es kein Theater, kein Kino. In langwierigen Verhandlun– gen mit den Amerikanern, erreichte Rudolf Binderberger, der Kinobe– sitzer aus Garsten, daß er seine Vorführgeräte über die Enns bringen durfte. In der Halle des ehemaligen »Deutschen Turnvereins«, einst die Hoch– burg der Steyrer Faschisten, entstand ein Kino . Gottfried Treuberg, ein beliebter Schauspieler, sammelte Künstler um sich und auf der Bühne des Turnsaales, bei schlechter Beleuchtung, wurde Theater gespielt. Die Betreuung der Kranken und Verletzten stieß in Steyr-Ost auf schier unüberwindliche Schwierigkeiten. Der Großteil der Steyrer Ärzte lebte im Westgebiet und das Krankenhaus war ebenfalls dort. Das nächste Spital auf der Ostseite befand sich in Amstetten und auch das war über– füllt. Daher wurde unter Leitung von Franz Hilber in der Punzerstraße 47 im Wohngebiet Münichholz ein Krankenhaus geschaffen. Trotzdem waren diese schweren Tage auch Tage der frohen Hoffnung, denn die Bevölkerung ging mit Schwung daran, das furchtbare Erbe des faschistischen Krieges zu überwinden. Die gute Zusammenarbeit al– ler Antifaschisten war die Garantie dafür, daß das Leben mit jeder Wo– che leichter wurde. Am 7. und 8. Juli 1945 fand bereits die Bezirks-Parteikonferenz in Mü– nichholz statt, bei der der Vizekanzler der Provisorischen Regierung, Staatssekretär Johann Koplenig, anwesend war . Wenn auch die Ankurbelung des Lebens in Steyr-Ost schwierig war, so war der Aufbau einer neuen Demokratie dem Westen der Stadt doch um ein beträchtliches Stück voraus. Steyr West - »Soziale Hilfe« Am 16. Juni 1945 fand eine Exekutiv-Sitzung im Gasthaus Wipplinger, Grünmarkt, statt, an der der Landesobmann der KPÖ Franz Haider teilnahm. Aus dem Protokoll geht hervor, daß die Kommunisten von der amerikanischen Besatzungsmacht als Partei nicht anerkannt wur– den . So versuch ten sich die Gruppen der Kommuni sten unter dem alt- 13

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