Heimat-Büchlein von Ternberg

15 Den fruchtbaren Talboden decken hauptsächlich Felder, auf denen als vernehmlichstes Getreide Weizen gebaut ivird. Die Hange hinauf zu den vielen Berghöhen ziehen sich dann Wiesen und Wald. Die Bestände sind zum wenigsten Teil reine, sondern in der Regel Mischwald. Da stehen in buntem Verein Fichte, Tanne, Rot- und Weiß ­ buche, Lärche, Bergahorn und die hier gar nicht seltene Eibe beisammen. Waldrebe, Sauerdorn, Heckenkirsche, Rain ­ weide, Haselstrauch, Weißdorn, Zitterpappel u. v. a. mischen sich darunter, und all das mitsammen: die reinen Buchen ­ bestände an und in den steilen, zerrissenen Kalkmauern, die weiten Mischwaldbestände vom inneren Ennstal bis zum mächtigen Giebel des Damberges bieten zur Zeit des gilbenden Laubes einen wundersamen Anblick, der wohl jeden Bahnreisenden und jeden Wanderer entzücken muß, der nur ein klein wenig Verständnis und Liebe besitzt für die Natur. Dem aber, dem Heimat kein leerer Begriff ist, kommt es hundertmal und öfter zum Bewußtsein, daß der stille Winkel an der grünen Enns es ruhig mit manchem vielbesungenen Fleck Erde aufnehmen kann, besonders wenn er im Blütenschmuck der ausgedehnten Obstgärten steht oder in jener farbenprächtigen Zeit, wenn über die Gipfel des Schobersteins das weiße Totenlaken des nahenden Winters flattert. V. Aus alten Zeiten. — Bis in unsere Gegenwart. Ich habe in einem vorhergehenden Abschnitt den Leser von den Anfängen der Erdentwicklung bis in jene Zeit heruntergeführt, seit der sich das Antlitz der Erde wenigstens uns Menschen kaum erkennbar mehr geändert hat. Verfolgen wir nun das Schicksal der Bewohner unserer Heimat selbst! Aus den ältesten Zeiten haben wir naturgemäß keine zuverlässige Kunde über die Schicksale der Heimat und ihrer Bewohner. Wir können nur aus gefundenen Gegenständen — Werkzeugen, Schmuckstücken u. a. — zweifelhafte Schlüsse ziehen, wie und wo jene lebten, welcher Art ihre Bedarfsgegenstände des täglichen Lebens waren, womit sie

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2