Heimat-Büchlein von Ternberg

8 trägt das Wasser ab, dort schichtet es das Abgetragene wieder auf. In diesen Zeiten war erst eine dürftige Pflanzen- und Tierwelt vorhanden. Aus dem Schutt der zerriebenen Urgesteine bildeten sich neue, die sich als Schlamm und Erde am Meeresgrunde absetzten. Wir be ­ zeichnen diese als Absatzgesteine. Ein gewaltiges Meer — Thetys genannt — bedeckte alle Länder südlich und nördlich der Uralpen, das ist der mittlere Teil, gleichsam der Rücken unserer langgestreckten Alpen, bis an die Hänge des Mühlviertels, das damals noch ein hohes Gebirge rvar. Auch über unsere Gegend flutete das Meer in schmalem Streifen ostwärts über Ungarn nach Südrußland und hatte dort Verbindung mit dem Schwarzen Meer. Im Anschluß an die fortschreitende Abkühlung der Erd ­ rinde traten ungeheure Schrumpfungen der Oberfläche auf, die wieder ganz gewaltige Erdbeben zur Folge hatten. Diese hoben den Meeresboden längs des Uralpenrandes zu einem neuen Gebirge empor. Die Bewohner des Meeres: Pflanzen, Schnecken, Muscheln usw. wurden in dem sich nun erhärtenden Schlamm eingeschlossen und es bildeten sich aus allem neue Gesteine. Aus diesen Einschlüssen kann das ungefähre Alter dieser Gebirgszüge berechnet werden. Heute findet man bei Grabungen im Kalkgestein — denn dieses ist auf die eben geschilderte Art entstanden — solche oft sehr gut erhaltene Versteinerungen. In der Lehrmittel ­ sammlung der Schule Ternberg wird ein prächtiges Stück — gespendet vom Herrn Mühlenbesitzer Johann Wallner in Trattenbach — aufbewahrt. Die Eiszeiten und die Ver ­ witterung formten im Verlauf der Jahrtausende die mächtigen Rücken um. Der Regen zerriß die Hänge; Schnee und Kälte brachen gewaltige Brocken ab und stürzten sie zu Tal, und so zeigt sich das Kalkgebirge schon in seinen Vorbergen zerklüftet und zerrissen. Zacke reiht sich an Zacke, Schroffe an Schroffe, und dieses Bild der mannigfaltigsten Formen ist das ausgeprägteste Kennzeichen dieser Gebirgs ­ züge; denn Kalk ist ein verhältnismäßig weiches Gestein, das sich durch die Witterung leicht zerklüften läßt. Quer durch die langgestreckten Kalkalpenzüge fraßen sich die rauschenden Gletscherabflüsse ihr breites, mit Schutt und Geröll angefülltes Bett. So auch die Enns. Mit Eintritt wärmerer Zeitstufen ließen auch die Zuflüsse nach und das Wasser mußte sich innerhalb der breiten Schuttfelder ein

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