T.A. 02995

Ein Satz, gefunden in den Schriften von Carlos Castaneda: ,, Für mich gibt es nur ein Gehen auf Wegen, die Herz haben. Auf jedem Weg gehe ich, der viell eicht ein Weg ist, der Herz hat. Dort gehe ich, und die einzig lohnende Herausforderung ist, se ine ganze Länge zu gehen . Und dort gehe ich und sehe und sehe atemlos. " Di e Einfachheit, mit der Castaneder di e Suche nach dem Ursprung, dem Göttlichen beschre ibt, sie reichte vö lli g aus, die Arbeit von Johannes Angerbauer zu beschreiben. Auch oder besser gesagt gerade weil ein Künstler, ein Bildhauer immer auf der Suche nach Wahrheit ist. Nun ist Wahrheit ein gar großes Wort. Wahr ist be ispie lswe ise, daß Gold ein ed les Metal l ist. Und doch steht Go ld nicht für Reinheit allein. Gold ist ebenso ein Synonym für Macht , für Bes itzstreben, für Ausbeutung und Unterdrückung (man denke nur, wieviel Blut um Go ldes will en geflossen ist und immer noch fli eßt) . Einer der Wege , den Angerbauer sich vorgenommen hat zu gehen, ist die Entmystifizierung des Goldes . ,, Die Rückkehr des Goldes zur Erde" (Teil aura Anachtonismos) schre itet schon sieben Jahre voran. Wann und wo immer Angerbauer seine „Goldanschläge " verübt, seine „Transformatoren" setzt , se ine „Minenfelder" und „Schwellen " (wie im Jodschwefelbad Bad Goisern) auslegt, immer ist es ein Hinweis auf den meist vergessenen Aspekt im Golddenken. Der Mythos des Edl en verschwindet , wenn wir Gold mit unseren Füßen betreten. Wie auch das Blattgo ld sich ab löst von den Minen und Schwellen und sich verte ilt , zurückkehrt zur Erde. Ein Vorgang, der sich lohnt, denn zurück bleibt ein Wahres. Spätestens se it Joseph Beuys ist Kunst ein sozialer Prozeß, ein Miteinander. Der Weg, den auch Johannes Angerbauer besch reitet, ist der Weg des Verb indens. Nicht er ist der Künst ler, der Kunstwerke schafft. Er ist der Kata lysator, der Kunstwerke ermögli cht . Di e wahren Künst ler sind die Menschen , die seine Minen und Schwe ll en bet reten, die ihre Spuren hinterlassen, die an der goldenen Oberfläche kratzen, die so gemeinsam nach Wahrheit suchen und dabei Skulpturen bi lden . Ist nicht das Miteinander, das Verb inden und das geme insame Gestalten die einzig lohnende Herausforderung für die Menschheit? Wer sich der Herausforderung ste ll t, einen Weg zu gehen, der Kunst=Herz hat, sieht atem los. Atemloses Sehen ist viell eicht das herausragendste Merkmal eines jeden Künst lers. Die Stat ionen se ines künstlerischen Weges plant Johannes Angerbauer ni cht. Atemlos staunend findet er sie. Bei einem Kuraufenth alt im Jodschwefe lbad Bad Go isern fand er be ispielswe ise eine aus Haken und Lichtquellen gebi ldete Struktur, die sich durch al le zehn Wannenräume zieht. Zwe ima l fünf „ Fingerabdrücke". Angerbauer fand in der Folge zehn Bildi nhalte, die er dem Blattgold auf den Schwellen unterlegte. Bilder, die sich auf Kunst, Ze it, Mensch und deren Bezüge zum Ort beziehen. Di e Wege , die die 155 Künst ler (ihre Namen befinden sich in dieser „Prozeßdokumentation ") beschritten haben, sind schöpferische Wege - sie schufen geme insam zehn Sku lpturen - und zugleich auch ein Symbol für den mensch lichen Weg, eine Art Wegwe iser: Wer in das heil ende Wasser (des Jodschwefelbades) steigen will , lege se ine äußere Scha le ab (man hänge se ine Krankhe iten an den Haken), das heil ende Li cht (in den Bestrahlungsräumen) erre icht, wer nach dem reinigenden Bad die go ldenen Schwe ll en ein zwe ites Mal überschreitet . So aufregend einfach ist Suche nach Wahrheit, die Kunst heißt. Leopo ld Himmelbauer 5

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