Das Verhalten der Großgrundbesitzer-Magnaten wor ein dem der Polen ähnliches, zu denen sie sich so hingezogen fühlen. Als es um die Verteidi¬ gung Oesterreichs sich handelte, wor die Beteiligung Ungarns eine sehrschwache, ässige. Den edlen Herren Magyaren wäre es wohl lieber gewesen, wenn die Russen über das weitere Wien und Oesterreich mit den Südllawen sich zu verbinden gesucht hätten. Als jedoch die Rusfen den naheliegenderen, kürzeren Weg über Budapeft und den ungarischen Boden nach Serbien wählten, und über die Korpathen in Nordost-Ungarn eindrangen, ward es den Herren Vieh- und Getreidebaronen heiß. Die fodesmutigen, aufopferungsvollen, staatsbrüderlichen Alpen- und Sudetendeutschen, im Vereine mit den fapferen, reichsdeutschen Truppen, mußten den beispiellosen Ansturm der Russen aufhalten. Als die Rumänen in Siebenbürgen eindrangen und die magyarischen Hon¬ beds fluchtortig unter Führung ihrer Offiziere, mit Sack und Pack der dor¬ tigen Einwohnerschaft, aus Siebenbürgen zurückfluteten, waren es wieder die deutschen Regimenter aus Oefterreich und dem deutschen Reiche, die dem weiteren Vordringen Einhalt fun und das Königreich jenleits der Leitha aus seiner mißlichen Lage befreien mußten. Und jetzt, wo sie einmal ihren an¬ geblich „geheiligten Boden der Stephanskrone“ wieder bedroht sohen und allein verteidigen sollten statt — den letzten Monn zur Verteidigung ihres Londes aufzubieten, verlangten sie ihre an der Piave ftehenden Truppen zurück, machten diese Front dadurch bewußt unhaltbar und verursochten damit unsere Niederlage. Nicht genug an dem, streckten sie einfach die Waffen und zeigten sich sogar bereit, ihren früheren Verbündeten durch einen Sonder¬ frieden in den Rücken zu fallen, um sich selbst möglichst zu retten, leichtere Bedingungen zu ergattern und alles auf die Bundesgenosfen abzuwälzen. Ist das die vielgerühmte „Ritterlichkeit?“ Und wie zeigte sich der ungarische Dank uns Deutschöfterreichern in der Lebensmittelnot dafür, daß wir unsere besten Söhne für Ungarn ver¬ bluten ließen? Man fertigte den dummen Schwab mit Mais ab, man ließ ihn bei Maisbrot darben und speiste in Ungarn selbst Kipfeln und Semmeln! Ist vielleicht dies die vielgerühmte „Ritterlichkeit?“ Man muß sich unwillkürlich an den Kopf greifen und die Frage stellen: „Wie kann so etwas, wie konnte ein derartiges, durch und durch skrupellos¬ selbstfüchtiges Gebahren dieses Volkes gegen seine staatlichen Mitvölker, gegen den anderen Teil des Staates, sich so lange halten? Wie konnte den Ungarn zum Schaden Oesterreichs alles hinausgehen? Hiefür läßt sich eine Erklärung finden. Die Interessen der Dynastie, sowie des ganzen, weitverzweigten Herrscher¬ hauses und endlich des, wie vorstehende, sowohl in Oesterreich als auch in Ungarn groß begüterten, fideikommissarischen und sonftigen Hochadels und der Kirchenfürften, decken sich vollkommen mit denen der ungarischen Magnaten. Sie gewannen bei Unterffützung derselben mit. Die Habsburger-Familienpolitik, die doppelten Apanagen (Bezüge) vom öfterreichischen und ungarischen Staate waren der Grund, daß man die stets schwankenden Ungarn auf Kolten der stets staatsgetreuen Deutschöfterreicher zu beschwichtigen, sich den ungarischen Thron zu erhalten suchte. Den Thron dieser Ungarn, deren Staat wir gegen die Türken halten und verteidigen mußten, weil ein Großteil derselben als sogenannte Kuruzzen es für angängig sich mit den Türken fanden — wohl zum Schutze des Chriffentums (?) zu verbinden und gegen Oesterreich zu kämpfen.
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