□ 11 1 aus politilchen Gründen im Hinblicke auf bei den Friedensverhandlungen zu befürchtende, daraus erwachsende andere Abtrennungsansprüche der Ententemächte bezüglich des deutschen Rheines, Polens usw. — Deutsch¬ öfterreich aber wieder, dessen Industrien nur unter dem Zollschutze der ge¬ wesenen Monarchie emporblühen konnte, würde durch den Ruschluß an Deutschland unter der großen deutschen Konkurrenz schwer leiden und dürfte entschieden besfer daran tun, im Volksstaatenbunde auf dem Wege des freundschaftlichen Güteraustausches sein Absatzgebiet in den Agrikulturstaaten der ehemaligen Monarchie zu erhalten und zu sichern. Durch Fallen der Zollschranken würde unsere, noch nicht so hoch ent¬ wickelte Industrie der vollen deutichen Konkurrenz gegenüberstehen, dieser nicht Stand halten können, weil sie auch hinsichtlich der Rohstoffe wesent¬ lich ungünstiger situiert ist. Die Folge wäre großer Lohndruck und Rückgang der Industrie, was Vermehrung der Arbeitslosigkeit zur Folge hätte. Dies sollten die Arbeiterparteien bedenken. Vom Sozialismus allein kann man nicht leben, man muß auch Arbeit und damit Verdienft schaffen und um diese sorgen. Finden sich die selbständig gewordenen Volksitaaten zum Bundes¬ staate zusammen, kann auch die „Triefter-Frage“ keine Schwierigkeiten mehr bieten, das unter gemeinsamer Leitung und Verwaltung „Bundes-Freihafen“ werden müßte, ähnlich den Hansaltädten, mit Freihafengebieten für die ein¬ zeinen Bundesnationen zu direktem Verkehre mit ihrem Binnenlande. Um zu einem Bunde dieser neuen Staaten der Völker-Hutonomie ge¬ langen zu können, erscheint es in weiterer Verfolgung des Gedankenganges nötig, um verschiedenen möglichen Konflikten funlichtt vorzubeugen, daß die Staatsgesetze in ihren Grundprinzipien möglichst gleich und die gewählten Staatsformen möglichft ähnlich seien. Ersteres zu erreichen, dürfte nicht allzuschwer fallen, wenn hinsichtlich der Gesetzgebung leitens der einzelnen Volksitaaten von den Gesetzen der aufgelösten öfterreichischen Reichshälfte, die ja zweifellos manches Gute in sich bergen, ausgegangen wird, und sie nur je nach dem Geschmacke und Wuniche der betreffenden Nation teilweise Umänderung erfahren. Dieser Vorgang ist auch deshalb vorzuziehen, weil jede radikole Umänderung unvermeidlich zur Verwirrung in der Staats-Ver¬ waltung und -Wirtschaft, und damit leicht zum unglücklichen, alles auf den Kopf stellenden, alles vernichtenden Bolschewismus führt. Wie die Geseßze, müssen auch, um ein leichteres Zusammenarbeiten zu erleichtern, die Staatsformen der verbündeten Staaten möglichst ähnliche sein. Im tschechoslowakischen Staatswesen hat und im südslowischen Staatswesen gewinnt wohl die republikanische Strömung und damit diese Staatsform die Oberhand, wogegen im deutschölterreichischen Staate noch eine geheime Strömung einer gewissen Seite für die Beibehaltung der Monarchie zur Geltung zu kommen sucht. Manche werden eben selbit durch die schlimmiten Er¬ fahrungen nicht klug. Bezüglich der Staatsform Monarchie: Republik seien hier zur Beurteilung einige Hauptgesichtspunkte angeführt. Die Monarchie, mit ihrer Erbfolgeberechtigung der Dynastié, bietet eine gewisse Stabilität der politischen Richtung, hat aber zweifellos den Nachteil, daß auf Grund der Erbfolge zum Nachteile des Staates und Volkes unfähige Regenten auf den Thron und zur Herrschaft gelangen können; sie hat weiter den Nachteil, daß sie unbedingt auf aufokratischer Grundlage fußt und immer
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