styrex 1000

Josef WERN DL Selten hat eine einzelne Persönlichkeit die Entwicklung und Zukunft einer Stadt so stark beeinflußt wie Josef Werndl das Geschick der Stadt Steyr. Er erblickte am 26. Februar 1831 im Hause Wieserfeldplatz 37, als Sohn des Fabrikanten Leopold Werndl, das Licht der Welt. Vater Leopold beschäftigte in seinem Werk in Letten meh rere hundert Arbeiter mit der Herstellung von Waffenbestandteilen und so kam es nicht von ungefähr, daß sein Sohn Josef bei Frühwirth in Wien das Büchsenmacherhandwerk erlernte. Er arbeitete eine zeitlang in Kärnten bei einem Büchsenmacher und zog von dort nach Thüringen, wo dieses Handwerk in hoher Blüte stand . Nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1855 führte er den väterlichen Betrieb bis 1862 mit seiner Mutter fort. Er bereicherte sein Fachwissen bei Colt und Remington und wurde dort auch mit den modernsten industriellen Fertigungsmethoden bekannt. Für den raschen Aufstieg des Werkes und der Steyrer Waffenindustrie war sicher die Erfindung des »WerndlHolub'schen Hinterladungs-Gewehres« mit dem von Werkmeister Holub konstruierten »Tabernakel-Verschluß« , das alle bekannten Gewehrsysteme in der Handhabung übertraf und nach der Niederlage bei Königgrätz gegen die Preußen im Jahre 1866 von der k.k. österreichischen Armee eingeführt wurde. Bis zum Jahre 1884 wurden im Werk Steyr 2,120.000 Stück Gewehre erzeugt und 500.000 Stück umgebaut, nachdem es 1869 zur Gründung der »Österreichischen Waffenfabriksgesellschaft« kam, deren Generaldirektor Josef Werndl wurde. Als die Waffenproduktion vorübergehend zurückging, begann Werndl mit der Erzeugung von Dynamomaschinen , Bogen- und Glühlampen und ließ vom 1. August bis 30. September 1884, anläßlich einer großen Ausstellung , verschiedene Straßen und Plätze der Stadt Steyr durch Bogenlampen erhellen, der erste Versuch auf dem Kontinent , Straßen elektrisch zu beleuchten. 96 Besonders bemerkenswert war Josef Werndls soziale Einstellung zu seinen Arbeitern , den »Werndlern« , und zu seiner Vaterstadt. Er zahlte gute Löhne, baute in der Niederung der Steyr, in Nähe der Fabriksobjekte, solide Wohnhäuser und ein öffentliches Schwimmbad und gab in Notzeiten Arbe itslosenunterstü tzung , was ihm den Ehrentitel »Vater der Arbeiter« eintrug . Als Mitglied des Gemeinderates kannte er die oftmals schwierige Finanzlage der Stadt sehr gut und gab daher namhafte Zuschüsse für städtische Bauvorhaben oder l ieß solche auf seine Kosten ausführen. Josef Werndl , eine überaus humorvolle, von zahlreichen heiteren Anekdoten umrahmte Persönlichkeit , spielte auch im Gesellschafts- und Vereinsleben eine bedeutende Rolle, und der Gemeinderat verlieh ihm am 30. Augus t 1880 für seine »außerordentlichen Ve rdienste im Gebiet der Industrie, besonders in der Waffenfabrikation und seine unermüdliche Tätigkeit , seinen Mitbürgern Arbeit und Verdienst zuzuwenden «, die Ehrenbürgerschaft. Der 2,06 m große Hüne Josef Wernd l verstarb am 29. April 1889 als 58-jähriger nach dreitägiger, schwerer Lungenentzündung , die er sich in Letten geholt hatte, wo er im Hochwasser des Steyrflusses stehend , einen Baumstamm, der bedrohlich gegen eine Fabrikswand schlug , entfernen wollte. Die dankbaren Steyrer Bürger ließen ihm auf der Promenade, durch den berühmten Bildhauer Viktor Tilgner, ein Denkmal errichten, das am 10. November 1894 enthüllt wurde. Sein Porträt finden wir auf einer Marke Österreichs (Michel-Nr . 634).

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2