Peter Fischlmayr, Steyr-Dornbirn Die Poststempel der Stadt Steyr bis 1900 1. Teil: Poststempel der Vorphila bis 31. Mai 1850 Das Briefporto nicht nur bei der Aufgabe, sondern auch bei der Abgabe bezahlen zu können, war im Gegensatz zu heute, in der Altbriefzeit durchaus möglich und sogar die heutige Form der Portobezahlung . Da zur Verrechnung der Briefgebühr unter anderem auch der Aufgabeort eine Rolle spielte (Ausland oder Inland, Haupt- oder Nebenpostamt, ab 1751 auch die Distanz), war es notwendig, bei der Briefabgabe zu wissen, wo er aufgegeben wurde. Daraus ergab sich zumindest für halbfreie und unfreie Briefe die Notwendigkeit , den Aufgabeort am Brief zu vermerken . Bereits 1769 erschien daher eine Postverordnung, die die Postbeamten dazu anhielt, dafür zu sorgen , daß auf allen Briefsendungen der Aufgabeort auf der Briefvorderseite angeschrieben war. Hatte der Briefschreiber den Aufgabeort nicht selbst vermerkt, so mußte dies der Postbeamte bei Entgegennahme des Briefes nachholen. Sol - che Ortsvermerke, wie »Steyr« , »v . Steyr« oder auch »von Steyr« kann man als eine Art Vorläufer der Poststempel ansehen. Um die Arbeit des Postbeamten zu erleichtern, entstanden schließlich die Poststempel. Der älteste Poststempel Österreichs wurde in Wien 1751 verwendet . Der älteste Brief mit einem Poststempel der Stadt Steyr stammt aus dem Jahre 1786. Da aus dieser Zeit aber nur sehr wenige Briefe erhalten geblieben sind , ist es durchaus möglich, daß bereits einige Jahre früher ein Poststempel in Steyr verwendet wurde. Anfangs fand der Poststempel meist nur dann Verwendung , wenn am Brief der vorgeschriebene Ortsvermerk durch den Absender nicht angeschrieben war. Dies erklärt auch die Tatsache, warum viele Briefe aus dieser Zeit trotz Vorhandensein eines Poststempels ke inen Stempelabschlag aufweisen. Nach und nach bürgerte sich die Verwendung eines Poststempels immer mehr ein. Schließlich wurde 1817 die Verwendung eines Poststempels für alle Postämter generell angeordnet. In Steyr kann eine konsequente Anwendung von Abgangsstempeln ab 1822 festgestellt werden. Interessant ist, daß aus den Jahren 1800, 1806 und 1807 Briefe von Steyr mit einem Poststempelabdruck existieren. Interessant deswegen, da die Zeit von 1791 bis 1818 allgemein als »stempellose Zeit« bezei _c hnet wird . Aus noch unerklärlichen Gründen wurde in Osterreich in diesem Zeitraum die Verwendung von Poststempeln weit - gehend wieder eingestellt. Die Stempelform der Steyrer Stempel war zu Beginn der Langstempel mit einem »V« vor dem Wort »Steyr«. Dieses »V« als Abkürzung für das Wort »von« wurde von den handschriftlichen Vermerken »von Steyr« übernommen. Bereits 1818 war ein Datumsstempel mit Tag und Monat in Verwendung, der als Zusatz zum Ortsstempel in Gebrauch war. Laut Literatur von Dr. Kühn existiert dieser Ortsstempel auch ohne zugesetztem Datum. Bisher war die Stempelfarbe ausnahmslos schwarz. Von 1828 exi stiert ein Brief mit einem Schreibschriftstempel in grüner Farbe. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um einen Wertbrief, da sich auf der Briefrückseite neben dem Siegel des Briefschreibers noch ein zweites Siegel der Post befindet. Ein zweizeiliger Kastenstempel »Steyr franco« findet sich um 1835. Dieser kombinierte Orts- und Francostempel ist nur in roter Farbe bekannt. Das entsprach auch einer Anordnung, die für Briefe, welche bei der Aufgabe bezahlt wurden, die rote Stempelfarbe vorschrieb. 1838 bis 1843 wurde ein zweizeiliger Stempel mit Datum und Jahreszahl in schwarz und rot verwendet. Aus dem Jahre 1847 existieren Briefe dieses Stempels in grüner Farbe. Der nächste Stempel, ein zweizeiliger Langstempel mit schrägstehender Antiqua-Schrift wird in der Literatur von Ing. E. Müller als Weiterführung in die Markenzeit angesehen. Tatsächlich ist der Stempel , der zur Entwertung von Freimarken diente, dem Vorphilastempel sehr ähnlich. Vergleicht man aber genau, so ergibt sich, daß der Stempel auf den Freimarken etwas größer ist. 33
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