styrex 1000

Walter Radmoser, Sektionsleiter des ABSV Steyr STEYR - die alte Eisenstadt Am Rande des oberösterreichischen Alpenvorlandes , dort wo die Enns aus den waldreichen Bergen in die Ebene tritt und sich mit den klaren Fluten der Steyr vereinigt , l iegt , hingeschmiegt an die Flußterrassen , die alte Eisenstadt Steyr. Vor rund 1000 Jahren entstand am Zusammenfluß der beiden Flüsse, an einem strategisch wichtigen Punkt, ein befestigter Platz, die um das Jahr 980 n. Ch r. erstmals urkundlich genannte Styraburg . Anton Rolleder, ei n bedeutsamer Stadthist oriker, schrieb im Jahre 1894 in seiner Heimatkunde von Steyr: »Knapp am Vereinigungspunkte der zwei Flüsse erhebt sich ein felsiger Hügel und darauf thront die mächtige, einst vielbesungene Stiraburg. Um diese dicht gedrängt , wie die Kücklein an die Henne, stehen die Häuser der Stadt Steyr. Burg und Hügel teil en die Stadt in zwei Teil e.« Im Schutze der Burg entstand eine Ansiedlung , die durch den Fleiß und die Tat kraft ihrer Bürger bald zu großer Bedeutung aufstieg. Die einst wild daherrauschende Enns brachte vom steirischen Erzberg, dem Innerberg , au f Lastkähnen das Eisen , und die hell aufschäumende Steyr trieb die rastlosen Hämmer an , die dem Metall Form und Wert verliehen . Die Steyrer Bürger verstanden es at-er auch immer, die Tradition zu wahren und gerade dieses Zusammenspiel von Fortschritt und Tradition bestimmten den Verlauf der Geschichte und prägten die Eigenart der Stadt . Berei ts im Jahre 1287 wurde durch das Privileg Herzog Albrechts 1. - übrigens die älteste Urkunde des überaus reichen Stadtarchivs - die schicksalhafte Verbindung der Stadt zum Eisen geknüpft . Das »Große Privileg«, wie diese Urkunde genannt wi rd, verlieh der Bürgerschaft das Eisenstapelrecht, das nicht weniger bedeutete, als daß alles nach Steyr gebrachte Eisen den Bürgern drei Tage lang öffentlich zum Verkauf angeboten werden mußte. Es bestätigte aber auch gleichzeitig alte Vorrechte der Bürgerschaft und bestimmte, »daß jeder, der an den Rechten der Stadt teilhat , auch an den Pflichten zu tragen habe«. Steyr erlangte aber als landesfürstliche Stadt bald die Unabhängigkeit von der Burgherrschaft. 1347 erhielt die Stadt das Jahrmarktsprivileg und im Jahre 1378 nahm die Gerichtsbarkeit der Burggrafen ein Ende. Bereits im 15. Jahrhundert nahm das Handwerk einen gewaltigen Aufschwung . Emsige Handwerker schufen steyrische Qualitätserzeugnisse und machten Steyr zu einem der bedeutendsten Handelsplätze Mitteleuropas, dessen Verbindungen in aller Herren Länder bis in die »asiatische Tartarey« reichten . Stolze und selbstbewußte Geschlechter wohnten innerhalb der Mauern der Stadt. Bereits im Jahre 1500, von Kaiser Maximilian 1. dazu ermächtigt , wählten die Bürger ihren ersten Bürgermeister, und dem Stadtrichter stand sogar die Blutgerichtsbarkeit zu. Große Persönlichkeiten , in alten Zeiten die mächtigen Eisenherren, bestimmten die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt , und Josef Werndl , einer der bedeutendsten Söhne der Stadt , brachte gegen Ende des vorigen Jahrhunders mit der Gründung der Österreichischen Waffenfabriksgesellschaft die Industrie nach Steyr. Der Aufstieg der Stadt erlebte jedoch mannigfache Unterbrechungen . Stets hatte sich die Stadt mit den Gewalten der Natur auseinanderzusetzen. Immer wiederkehrende Hochwässer fügten der Stadt schweren Schaden zu und zahlreiche verheerende Stadtbrände vernichteten , was Bürgerfleiß geschaffen hatte. Besonders hart wurde die Stadt , die eines der Zentren der lutherischen Reformation war , in der Zeit der Gegenreformation getroffen. Zahlreiche Bürger, die ihrem lutherischen Glauben nicht abschwören wollten , wurden zur Auswanderung gezwungen, sodaß hunderte Häuser verlassen und verwaist dastanden . Kriege und Besetzungen taten ein übriges und brachten Not und Elend über die Stadt. Man braucht im Buch der tausendjährigen Geschichte nur wenige Seiten zurückblättern, um dafür die Bestätigung zu finden . In den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts, zur Zeit der großen Weltwirtschaftskrise, mußte die Stadt Steyr den Bankrott erklären und wurde zu einem 29

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