bestens bewährte. Wie leistungsfähig diese Lokomotiven waren, beweist die Tatsache, daß z. B. die 1890 gelieferte »Molln« 83 Jahre im Einsatz war und in dieser Zeit ungefähr zwei Millionen Kilometer brav ihre Dienste verrichtete. Seit 1972 steht sie als ehrwürdiges Museumsstück vor der Taborschule. Die Tenderlokomotiven waren für eine Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h konzipiert, wogen ungefähr 24 Tonnen und führten 1,7 Tonnen Kohle und 3,2 Tonnen Wasser mit. Die seinerzeit benützten Personen- und Güterwagen wurden von der »Grazer Waggon-Fabrik« erzeugt und erst 1938 durch Wagen aufgelassener Schmalspurbahnen ersetzt. 1896 bestand der Wagenpark aus 27 Personen- und 68 Güterwaggons. Da die Steyrtalbahn bis Mitte 1968 auch die Postbeförderung übernahm, war manchen Zugsgarnituren ein Personenwagen mit einem Postabteil angeschlossen . In diesem knapp vier Quadratmeter großen »fahrenden Postamt« erledigte während der Fahrt und in den Aufenthalten ein Postschaffner seinen postalischen Dienst. Eine Besonderheit der Steyrtalbahn war die bis 1944 verwendete sogenannte »Schnürlbremse« (Friktionsbremse). Ein durch die ganze Zugsgarnitur gespanntes Hanfseil löste bei Bedarf oder Gefahr eine Bremsung aus. Die Bedienung erfolgte gewöhnlich von der Lokomotive aus, eine Notbremsung erfolgte automatisch. Soweit ich mich erinnern kann, waren die Personenwagen mittels einer Dampfheizung meist behaglich erwärmt, die Beleuchtung aber äußerst mangelhaft, bestand sie doch nur aus einer an der Stirnwand angebrachten Öllampe. Die Steyrtalbahn hatte während ihres 90-jährigen Bestandes manches Tief zu überwinden. In den ersten Betriebsjahren erfreute sich die Benützung der Bahn besonderer Beliebtheit. Die höchste Kapazität wurde wäh rend des Ersten Weltkrieges und unmittelbar danach erreicht . Mit dem Aufkommen des Autoverkehrs wurde die Bahn weniger benützt und steuerte einem bedenklichen Tiefstand zu. Immer geringer werdende Einnahmen ließen eine Modernisierung nicht zu und bedrohen sogar deren Bestand. Nur die Übernahme der Betriebsführung durch die Österreichische Bundesbahn konnte eine Verkehrs122 einstellung verhindern . 1940 wurde die Steyrtalbahn AG aufgelöst und der Betr ieb ging in den Besitz der Deutschen Reichsbahn und nach 1945 der ÖBB über. Der Rückgang der Personen- und Güterbeförderung hatte zur Folge, daß erst die Strecke Sierning - Bad Hall (1937), dann Pergern - Sierning (1967) und schließlich 1968 Molln - Klaus für den Personenverkehr eingestellt wurden. Ein Schienenersatzverkehr verbindet nun Molln mit Klaus . Die Befürchtung, die Steyrtalbahn werde ihren Betrieb zur Gänze einstellen , umschleicht seit Jahren die wenigen Benützer und die vielen Freunde der lieben , alten Bahn. Sonderfahrten, veranstaltet von Vereinen, Firmen, Reisebüros, Eisenbahnfreunden und anderen, beleben zur Zeit den dürftigen Personenverkehr. Sollten Sie, lieber Besucher der »STYREX 1000«, wieder einmal die 1000-jährige Eisenstadt Steyr besuchen , versäumen Sie nicht, mit der »Schnacker lbahn« eine erlebnisreiche Fahrt durch das schöne Steyrtal zu machen . Rudolf Vazansky Mercedes- und Alfa-Romeo-Verkauf und -Reparatur 4400 STEYR, Haratzmüllerstraße 72 Telefon O72 52 / 23 0 46
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