Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

97 (ständiger Sitz Raguels in seinem Haus!) — Die Trennung von Proszeniuin und Jnnenraum zeigt eine Stelle in V, 3: Der erste Knecht kompt / vnd klopfst an: Ist nicht allhie Tobie Haus? Darauf innen der Jung: Mein Vater har / las mich hinaus . . usw. — Die Terminologie ist ebenso schwankend wie im „Jacob": I, 3 heißt es einmal Hie trit er ab, wenn Tobias aus dem Haus auf das Proszenium tritt, dann wieder: Tobias tritt ab, um sich auf die Fahrt zu rüsten, d. h. hinter die Szene! usw. — Eine Versenkung kam vielleicht V, 4 in Anwendung, wo wir für Raphael die Anweisung finden: Nach diesen warten verschwindet er. (Die Szene ist eigens aus dem Jnnenraum heraus auf das Proszenium, resp, auf die Mittelbühne verlegt!) — Die Wanderungen zwischen Heimat und Fremde sind wieder unterbrochen. I, 5 verlassen Raphael und der junge Tobias das Haus und wandern unter Gesprächen langsam über die Mittelbühne. Raphael spielt selbst auf das langsame Tempo an: Das sein nur lauter kinder trit / Vnd thu allein drumb gehn gemach / Das du nicht werdest müd vn schwach . . . Zum Schluß die Anweisung: Mit diesen warten sollen sie sich in einem Ge ­ mach verlieren (!) folget der ander Actus. Die Bezeichnung Gemach (vergl. auch III, 1: Nach diesem sol er ( — Raphael) sich in ein: Gemach verfügen / sich zuuerkleiden) ist wohl auf einen Raum hinter der Szene zu beziehen. Im wesentlichen weicht auch Brunners drittes Stück, die „Heirat Jsaaks" nicht vom Jnszenierungsschema des „Jacob" und des „Tobias" ab. Wieder teilt sich die Bühne in zwei Standorte: auf der einen Seite Abrahams Wohnung, auf der andern Bethuels Haus in Nahors Stadt. Ein dritter Stand ­ ort — etwa der Wald Pharan als Zwischenstation (wie in Frischlins „Rebekka") — ist ebenso vermieden wie im „Jacob" die Opferstätte zu Bersaba (I. Buch Mose, Kap. 46, 1) oder im „Tobias" die Stadt Rages (Gabels Wohnort), die wir z. B. bei Ackermann, Wickram und Ment einbezogen finden. Getrennt erscheinen die beiden festen Standorte wieder durch ein neutrales Bühnenfeld, das bald ein Feld vor Abrahams Haus (V, 5), bald einen Platz vor Nahors Stadt in Mesopotamien (Brunnenszene III, 2 ff.) vorstellen muß. Im Gegen ­ satz zu den anderen Komödien Brunners sind jedoch hier die Bühnenanweisun ­ gen sehr unklar, was möglicherweise mit der Ausführung in einer fremden Stadt (Krems) zusammenhängen mag. Da das Stück auch sonst weniger genau ge ­ arbeitet ist, wollen wir von einer Analyse absehen. — Betrachten wir Brunners Bühne in der Entwicklung der Bühnenformen vom Mittelalter zur Renaissance, so müssen wir sie als kombinierte Form be ­ zeichnen. Die durch ein abtretten vnd ein weil sich verhalten unterbrochenen Simultanwanderungen sowie der rückwärtige Abschluß der Mansionen, der auch hier ein Abtreten „hinter die Szene" ermöglicht (im Gegensatz zu den offenen Häusern der Mysterienbühne),, stellen ein Kompromiß dar zwischen dem mittel- 7

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