Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

95 treidt auffzuladen, und V. 1986; deutlicher in Bezug auf das Gefängnis, das wir uns vielleicht ähnlich wie aus der Kölner Laurentiusbühne verschlossen mit einem durchsichtigen Gitter vorzustellen haben-"): V. 873: Sperr aufs Ampt- man, V. 1055: . . mach aufs die Thür, V. 1186: Schleus aufs AmptMan. Von besonderem theatergeschichtlichen Interesse ist endlich die vereinzelte Anweisung nach V. 1956: Dieses sol alles verborgen vnter einem Fürhang gehalten werden / vnd entzwischen zu erlengerung der Malzeit / ein sonderlicher Chorus / nach welches volendung Joseph spricht. Es ist die einzige Stelle in Brunners Dramen, an der die Verwendung eines Chores erwähnt wird^"). Außerdem erfahren wir, daß Josephs Haus mit einem Vorhang versehen war, durch den die Mahlzeit der Brüder verdeckt werden konnte^"). — Auf einen — gewiß bescheidenen — dekorativen Ausbau der Mansionen ist es vielleicht zu deuten, wenn V. 2387 auf Josephs Haus gewiesen wird: . . Dort ist das schöne Schloß (vergl. auch V. 1552). Kurz zusammengefaßt ergibt sich also aus Anweisungen und Text des „Jacob" eine konzentrierte flächige Simultanbühne. Die Schauplätze teilen sich in zwei Standortzentren (Canaan — Ägypten), zwischen denen ein neutrales Bühnenfeld anzunehmen ist (vergl. die „gemeine Burg" in der Donaueschinger Vergl. dazu die Jnszenierungsvorschrift für das Gefängnis des Johannes in der Frankfurter Dirrigierrolle: die thür soll oben har offen sin und wytte sprentzel haben also das man Johanuem sehen und er usshar reden könne; I. Peterscn, Ausführungen und Bühnenplan des älteren Frankfurter Passionsspieles, Zeitschrift für deutsches Altertum 59 (1922), S. 106. — Ebenso in Holland (On^rn: „8pisZbsI cksr biökcks"): clsrs gsvunMnis inost Lisu kovsu nist gssedilcksrts ijssrsn trnlisn, so Out msn 6imonu mneb sisn, als sij daran vuclsr <ls borst Asskt; Lnclspols, Hst ckseorutisk sn äs opvosrinZ van bet Nickckslnsrcks- luncksebs drumu, rlinslsränin 1903, S. 61. Vergl. an derselben Stelle bei Sixt Birk („Joseph" 1539, Ex. in Wien) die An ­ weisung: Am Hofrecht / darmit sich der Tisch verzieh (bl. Evijb). Die Einlage hat bloß zeitfüllenden Zweck, wie ähnlich z. B. in Kolroß' Spil von fünfferley betrachtnnssen (1532): . . . (vnd diewyl man singt) zücht er die wältlich kleydung ab vnnd legt demütige kleyder an (Bächtold, Schweizerische Schauspiele I, S. 69); oder im Züricher Joseph die An ­ weisung mitten im IV. Akt: „Hie singt man etwas", um die Zeit, die die Brüder im Ge ­ fängnisse verbringen, auszufüllen. Über die Chorgesänge des lat. und deutschen Schul- dramas im XVI. Jahrhundert vergl. Lilien eron, Vierteljahrsschrift für Musikwissen ­ schaft VI (1890), S. 309 fs.; dazu Herrmann, Forschungen zur deutschen Theatergesch. 1914, S. 305 (Anm. 2). -^) Solche Vorhänge finden wir schon bei den Mansionen der Mysterienbühne (vergl. Cohen-Bauer, Geschichte der Inszenierung im geistlichen Schauspiele des Mittelalters 1907, S. 132); weiter ausgebaut bei den huisjes der Rederijker- biihne in Holland (vergl. Endepols a. a. O., S. 57 ff.). Auch den deutschen Bühnen des XVI. Jahrhunderts war diese Einrichtung nicht unbekannt; vergl. Volte, Wickram VI, S.bXXXIXff. nnd Stumpfl, Zeitschrift für deutsche Philologie 53 (1928), S. 67 f., Anm. 27. Überdies wird man bei der bekannten Unvollständigkeit der Bühnenanweisungen in den Dra ­ men jener Zeit vielfach auch dort, wo Anweisungen fehlen, Teilvorhänge voraussetzen dürfen.

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