Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr
94 Klar zeigt die Analyse den Simultancharakter des Bühnenaufbaues. Be achtenswert gegenüber der Laurentiusbühne ist vor allem die Darstellungs- möglichkeit von Jnnenraumszenen in mansionartigen „Häusern", deren Abkunft von der Mysterienbühne nicht zu verkennen ist. Sie scheinen Laubencharakter gehabt zu haben, da die Personen des Stückes vom freien Ein- und Ausblick mehrfach Gebrauch machen (V. 576, 1374, 1889 u. a.)^"). Für einen rück wärtigen Abschluß (mit Eingang) spricht u. a. das Auftreten von Jezabels Die nerinnen in II, 4 (mehr Belege im „Tobias"). Der direkte Übergang zwischen Jnnenraum und freiem Bühnenfeld (Proszenium) ist meist nur aus dem Text zu erschließen: Nachdem Potiphar II, 3 Joseph über sein Haus gesetzt hat, ver läßt er dieses und geht über das Proszenium zu Hoff (V. 738), d. h. zu Pharao; Joseph flüchtet nach Jezabels Verführungsversuch (Potiphars Haus) unter Zu- rücklassung seines Mantels (V. 821 ff.) hinaus auf das Proszenium, wo ihn der von Pharao zurückkehrende Potiphar antrifft (V. 842); diesen ruft Iezabel zu sich ins Haus und klagt Joseph an (V. 845 ff.); und nun erst findet sich eine Anweisung: Hie trit er hinaus zu Joseph vnd spricht (V. 858). — III, 5 werden die Söhne Jacobs, nachdem sie die ägyptische Grenze überschritten haben (V. 1539), vom Oeconomus Josephi angehalten, der sie dann, auf ihre Bitte bei Joseph anmeldet: Hie gehet er hinein zu Joseph / gleich als mit jm zu reden (V. 1571). Joseph befiehlt: . . so forder sie herein; darauf geht der Oeconomus wieder hinaus (V. 1589: Wolan ich kom wider herbey) und fordert die Brüder auf: Kompt hrein für mein gnedigen Herrn (V. 1590); indem sie Josephs Haus betreten, beginnt der vierte Akt. — Bei der zweiten Rückkehr der Söhne aus Ägypten; (V, 2) sagt Rüben Zu seinen Brüdern / da sie schier bey jres Vaters Haus sein: . . . 3r drey solt zuuor hinein gan (V. 2316 ff.) usw?^). Die wenigen Anweisungen, die das Betreten oder Verlassen eines Schau platzes eigens angeben, bedienen sich einer sehr unsicheren Termino logie. „Abtreten" bedeutet bald den Abgang von der Bühne (V. 1487, 1850 usw.), bald den Übergang von einem Schauplatz auf einen anderen, z. B. I, 3, V 373: Hie entzwischen fol Rüben von den Brüdern abtretten; dazu V 379: Rüben steht allein / vnd beklaget Joseph. — V. 1292: Joseph tritt ab ist auch so zu verstehen, daß er auf dem Proszenium wartet, bis ihn der Laggey wieder hineinruft (V. 1316 f.). — V. 1986 heißt es: Nach diesem sollen sie für die Thür abtretten / vnd jeder seinen Sack verordnet haben, worauf sie über die Mittel- bühne abziehen (vergl. V. 1996: OVÜIEVÜ^ÜIVL eilet den nach vnd spricht) usw. Türen — als Verbindung von Proszenium und Jnnenraum — werden erwähnt: in Bezug auf Potiphars und Josephs Haus V. 853: Der Böswicht zu der Thür ausgieng, V 1685: Nach diesem gehn sie zur thür aus / als das Ge> Verszählung nach meinem Neudruck. Ferner beziehen sich noch auf Josephs Haus V. 1917; auf Pharaos Haus: V. 1031 ff., 1081 ff., 1211, 2421 usw.; auf Jacobs Haus: V. 281ff., 580, 620 ff., 1374 ff., 1723 ff. usw.
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