Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

91 seph (4), der inzwischen drüben in Ägypten Potiphars Haus bezogen hat und ein Dankgebet an Gott richtet (5). Darauf heißt es: Nun sollen die Brüder wiederumb fürkomen (Hinter ­ grund: Mitte, neutrales Bühnnenfeld). Sie befinden sich nun bereits an Ägyp ­ tens Grenze und werden vom Oeconomus Josephi nach ihrem Begehren gefragt. Hie gehet er hinein zu Joseph / gleich als mit jm zu reden. Während die Brü ­ der draußen (Vorderbühne, Mitte) um eine gute Antwort besorgt sind, heißt Joseph (Potiphars Haus) die Fremden hereinführen: Es mügen wol Kundschafter sein. Der Oeconomus ruft sie: Kompt hrein für mein gnedigen Herrn / Vielleicht wird er euch Treid beschern. Damit schließt der Akt, wieder sozusagen zu Beginn einer Szene. IV. Akt: Joseph forscht seine Brüder aus, läßt Simeon ins Gefängnis führen, den anderen aber befiehlt er Getreide zu geben. Nach diesem gehen sie (Josephs Diener) heraus. — Joseph zu seinen Brüdern: Folgt diesem nach . . . Nach diesem gehen sie zur thür aus / als das Getreidt aufszuladen (d. h. sie treten durch eine rückwärtige Türe aus Josephs Haus und entziehen sich so den Augen des Publikums. Wenn sie später wieder hervortreten, haben sie die Wanderung bereits zurückgelegt; vergl. III, 5). — Komen die Teufte! (1). — Darauf wird die Handlung wieder in Jacobs Haus ausgenommen. Jacob ist besorgt um seine Söhne, doch Benjamin hat von weitem schon Rüben erblickt: „Werden jetzt bald zum Haus eingehn." „Nu tretten die neun Söne für Jacob". Kaum haben sie ihren Vater beredet, ihnen Benjamin mitzugeben, machen sie sich schon wieder auf die Reise nach Ägypten: Nach diesen Worten treten sie ab / bis Joseph seine wort schier volendet hat (2). In Ägypten drüben spricht Joseph bey sich selbs. Nach wenigen Versen bereits bemerkt er: .... Ich siech von fern Die Brüder wider komen dar^). Nach diesen Worten kert er sich vmb zu seinem Rentmeister / so in dem Haus sein sol, und gibt Anordnungen zum Empfang. Der Quästor bewillkommt die Brüder und ladet sie zum Mahle ein: „in meines Herren Haus versteht" (Mitte, neutrales Bühnenfeld, wo sie III, 5 der Oeconomus empfangen hat). Den Hierin eine Beeinflussung durch Balticus (V. 1) zu suchen (Weilen, Joseph, S. 96), ist sinnlos, da ein derartiger Hinweis auf Kommende in der dramatischen Literatur des XVI. Jahr ­ hunderts ein allgemein verbreitetes technisches Mittel zur illnsionellen Vertiefung und Erweite ­ rung des beschränkten Schauplatzes darstellt und etwa dem „in die Kulissen sehen" der modernen Bühne entspricht.

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