Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

80 Sonst lieb vnd trew der Ring anzeigt / Welchs sich cin mir doch nicht ereugt Erkenn mehr dran meins Hertzen leid / Vnd nun stetwehrnde Trawrigkeit. Ihre Jungfrauen habe sie fortgeschickt, damit sie nicht ihren Jammer schauen sollten. Sie schließt mit der Bitte: HErr Gott gib du mir sterck vnd krafft / Das ich leid solchs Creutz mit geduld / Denn du erkennest mein Vnschuld. Das Folgende hält sich im großen und ganzen an die „Grysel", mit Erweiterun ­ gen aus H. Sachs. Interessant ist, daß bei M. der Graf die Einwendungen des Hauptmanns gegen eine Ehescheidung schroff zurückweist: „Schweigt / es hilfst kein Bitt noch Einred." „Gehet zornig wegk." Eine Szene zwischen Eheteufel und Hofteufel macht den Beschluß. Der V. A k t ist wieder eine Verschmelzung von „Grysel" und H. Sachs. Der alte Janikel wird herbeigeholt (Sachs V. 706 ff.), und der „junge Grafs" und das „junge Fräwlein" drücken ihre Freude aus, über den „hertzliebsten Endl" (Nur bei M.). „Ianickl weinet für fremden"; der Graff von Banocho kommt (Sachs); die Kinder begrüßen ihre Mutter (nach Sachs, dem diese Szene besonders gut gelungen ist). Den höchst ungeschickten, moralisierenden Schluß der Sachsschen Komödie (Lehre an die Kinder!!), hat M. wohlweislich fortge ­ lassen. An Stelle dessen bittet Graf Walther sein Weib um Verzeihung (!!): Mein hertze Grisl / nim hin zu dir Die Kinder dein / verzeih auch mir / Denn mein vermeinte Hurtigkeit Sol dir fort bringen große Fremd. Darauf ladet der Herold alle zum Freudenmahle ein: Damit abr diese Frewd werd gantz / So thut vntrdeß einn frölichen Tantz. „Darauff tantzen sie." Zum Schluß zieht der Epilog noch seine unvermeidlichen Lehren aus dem Stück. 3m ganzen ist die Leistung des Mauritius durchaus anerkennenswert: In ­ dem er das Beste aus H. Sachs und aus der anonymen „Grysel" vereinigte und noch durch eigene Zutaten ergänzte, schuf er — abgesehen von einigen inneren Widersprüchen und Weitläufigkeiten — eines der besten Griseldisdramen seiner Zeit, wenn es auch an Geschlossenheit gegenüber der kurz gefaßten „Grysel" verloren hat. Dabei geht sein Verdienst über das Dramaturgische weit hin ­

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