Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

79 essen, wofür eine Narrenszene eingeschoben ist. Der Akt schließt dann wie bei H. Sachs mit der Nachricht, daß Grisold „ein schöne Tochter hat geborn". Den III. Akt eröffnet bei M. der Eheteufel Asmodaeus. Daran schließt sich die Szene zwischen Janikel und Jäckel (Grysel). Die folgenden Szenen sind eine kunstvolle Mischung aus H. Sachs und „Grysel". Dadurch kommt in der Kinderraubszene, im Anschluß an Sachs, Grisoldens Mutterliebe mehr zum Aus ­ druck: „Grisoldis schawets an / Küssets / vnd zeichnets mit dem heiligen Creutz." „Promptulus tritt ab / sie sihet jhm sehnlich nach." Und um den Anschein der Herzlosigkeit ja zu vermeiden, schiebt M. noch ein Selbstgespräch der schwer ­ geprüften Mutter ein; sie schickt ihre Hofjungfrauen ins Haus, „redet mit sich ferner:" Man sagt: Die Lieb ist Leids ansang / Es steh auch an kurtz oder lang / Das erfahr jetzt ich arme Fraw / Mein jämmerlichs Elend anschaw / An meiner ersten Leibesfrucht / Daran ich so hoch werd versucht. Abr Gott allein dem darff ichs klagn / Der helff mir dieses Creutz auch tragn / Vnd wend es alls zum guten glück / Daß s' Teuffels anschleg gehn zu rück. „Gehet ein". Nicht lange darnach erfährt der Graf die Geburt eines Sohnes. Diesmal aber denkt er nicht sofort wieder an die Prüfung seines Weibes — wie bei Sachs — , sondern er zeigt reine Vaterfreude und gibt Anordnungen für Taufe und „Kindelmahl". Den Abschluß des Aktes macht bei M. die Bauernszene, mit der in der „Grysel" der nächste Abschnitt einsetzt. Im IV. Akt wiederholt sich der Kinderraub im Anschluß an die „Grysel", während H. Sachs dies nur berichten läßt (Ende des III. Aktes). Diesen Bericht hat aber M. zum Überfluß auch noch ausgenommen (Sachs, V. 440 — 453), woraus sich natürlich einige Widersprüche ergeben. Neu hinzugefügt ist wieder ein Selbstgespräch der Grisold, in dem sie ihr schweres Los beklagt und Gott um Kraft bittet, die Prüfung zu ertragen: „Grisold redet mit jhr selbst": Ach Gott / das ist ernst / vnd nicht schertzn / Ein Blutstropff feilt mir mehr vom hertzn / Ich hab des vorign kaum vergessn / So thut er mir ein news zumessn / Wie unerhört sein nur solch ding Du schnöder vnd vnseligr Ring.

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