Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

70 Die Comoedia von allerley Ständen^) hat Mauritius, wie schon im Titel angegeben ist, „zusammen getragen". Wir verzichten auf eine Untersuchung der Quellen und geben im folgenden nur kurz den Inhalt wieder. Gott läßt die Menschen durch Gabriel vor sich rufen, „welchs Stands sie sein auff dem Erdreich". Der Reihe nach holen sich die Stände bei den Pro ­ pheten Rat, wobei immer gute und böse Menschen — gleichsam als Exempel — einander gegenübergestellt werden. So handelt der 1. A k t von Lehrern und Zuhörern. Im 2. A k t, der von der Obrigkeit handelt, ist eine Narrenszene eingeschoben: Lappus und Leppichen ver ­ suchen sich im Reimen und Rätselraten, ähnlich wie die betrunkenen Gäste im „Nabal". In diesem Akt muß sich u. a. der HI. Severinus, der gegen die welt ­ lichen Obrigkeiten protestiert, eine scharfe Zurechtweisung durch Salomon gefallen lassen. Der 3. A k t ist dem Ehestand gewidmet. Der 4. Akt hat die Kinderzucht zum Thema, und der letzte handelt vom Laster des Saufens, gegen das der Trew Eckhard vergebens aufzutreten suchtest Zum Schluß ruft Christus: Thu büß / thu büß / du böser Hauff Du hast zeit / hör von Sünden auff. Dein Gricht ist nahend für der Thür / Ich warn vnd rath ja trewlich Dir. „Grisoldis" 1584. Die Griseldissage hat — von der letzten Novelle in Boccaccios Decamerone und von der lateinischen Bearbeitung Petrarcas ausgehend — rasch über ganz Europa Verbreitung gefunden und ist schon früh dramatisiert worden, in Deutsch ­ land zuerst von Hans Sachs im Jahre 1546: „Geduldig und gehorsam Mark ­ gräfin Griselda, ein Comedi mit 13 Personen und hat 5 Actus." Möglicherweise noch älter als Sachsens Stück ist eine anonyme Bearbeitung: „Erysel Ain schöne Comedi / von der demütigkait vnd gehorsame der Weyber / gegen jren Ehmän- nern / zu nutz vnd dienst der Iugent gemacht vnd gstelt. Gedruckt zu Augspurg durch Philipp Mhart" (32 BI. 8°)^°). Aus dem Jahre 1575 ist ein Griseldis- drama in einem einzigen Druckexemplar erhalten, das Abraham Burchard in Danzig zur Hochzeit eines Ratsherrn aufgeführt hat. Von einem späteren Stück, das 1578 durch den Danziger Rektor Valentin Schreck in der Marienschule zur Gewidmet ist dieses Stück Herrn Hansen Fentzel von Muhlgrub / Fewreck / Meyer vnd Arbeispach /, dem Bruder des Achaz Fentzel. Bergt. Barth. Ringwaldts „treuen Eckart" (F. Wegner, Germanistische Ab ­ handlungen 33, 1909), in dem sich auch das Motiv der Ständeschan findet: ferner Wickrams Fastnachtspicl und A. Hartmanns Komödie (1598). ^°) Exemplar der Landesbibliothek Wolfenbüttel.

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