Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr
69 als Romanus des Weges kommt. Sie plündern vnd schlagen jhn. Mühsam schleppt sich der Verwundete und Beraubte fort. — Kompt ein Bawr Cuntz Knollfinck und beklagt sich beim Richter über die Schnaphanen vnd Spitzbubn. Er erbietet sich, mit Hilfe einiger Gerichtsdiener die Räuber zu fangen. — Klagemonolog des Richters über die schlimmen Zeiten. — Der Bawr geht mit den Schergen ein. Sie legen sich in den Hinterhalt. Kompt Albrecht mit Volmar seinem Gesellen. Der Bauer geht wie nichtsahnend vorüber, singt ein Lied / spricht darnach, daß er viel Geld eingenommen habe etc. Volmar macht sich sogleich an ihn heran: „Was hast viel meuß? wie schreyst so laut." Sie rauffen einander / die Schergen lauffen von hinden zu . . . Sie führen Albrecht gefangen. — Gehn mit jhm ein / kommen zwey Schüler und sprechen über die Gefangen nahme Albrechts. Schulmeister kompt heraus / hört sie schnadern und erfährt die Geschichte. Treten all drey ab. — Der Vater, Peter Vnart, beklagt sein Los. Geht wegk. — Der Richter Sampt zweyen seinen Assessern tritt ein. Der Gefangene gesteht reuig sein Verbrechen. — Timotheus kompt mit seinem Famulo, spricht mit dem Schulmeister, der vor Sorgen ganz grau geworden ist, und sucht dann den alten Peter Vnart zu trösten. — Am Schluß wird der gefangen Albrecht auß der gefängnuß gelassen und stellt sich selbst Eltern und Kindern als abschreckendes Exempel hin. Daran schließt der Epilog die üblichen Lehren. Die Analyse gibt ein Bild von unseres Dichters dramatischer Technik: Ein bunter, systemloser Wechsel des Schauplatzes; Parallelhandlungen, die nicht zu Ende geführt werden; willkürlich eingeschobene Episoden usw. Ein geschlossener Aufbau scheint nicht einmal angestrebt zu sein. Was den Stoss betrifft, so finden wir die verschiedensten Motive, die im 16. Jahrhundert geradezu in der Luft lagen, verwendet. Die Verwandtschaft mit den „Rebelles" des Macropedius und vor allem mit Knausts „Agapetus" liegt auf der Hand; auch der mißratene Agapetus ist der Schule entlaufen, hat sich zu einer Räuberbande geschlagen, einen Kaufmann im Wald überfallen usw. — ein altes Prodigus-Motiv. Ebenso alt ist das Motiv der törichten Mutter. Die Beulengeschichte verwendet schon Heyneccius im „Almansor"" und noch 1618 Martin Bohemus (I, 4). Ganz dieselben Motive, von den Prügeln in der Stadt schule bis zur Plünderung durch die Gläubiger in der Fremde (verlorener Sohn!), kehren in Wichgrews „Cornelius relegatus" wieder, den Rostocker Stu denten um 1600 spielten, z. T. auch noch 1657 in Schachs „Comoedia vom Stu dentenleben", wo jedoch die moralische Predigt schon zur Sittenschilderung ge hoben erscheint^?). Bergt, die motivgeschichtliche Untersuchung bei Alice Tröthandl-Berghaus, Die Dramen des Martin Hayneccius (Deutsche Kultur), Wien 1927, S. 82 ff.
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