Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

5 I. Dramatische Darstellungen in Steyr im Rahmen der historischen Entwicklung von Reformation und Gegenreformation (1524 — 1624). In der seit je religiösen Neuerungen zuneigenden Bürgerschaft von Steyr hat die Lehre Luthers früh Wurzeln geschlagen. Schon 1525 hielt man es in Wien für angezeigt, Ferdinands Beichtvater, den späteren Bischof Dr. Johann Faber, zur Überwachung nach Steyr zu schicken. Dort Predigte zu dieser Zeit der Franzis ­ kaner Calixtus und seine Angriffe gegen die Kirche fanden lebhaften Beifall. 1526 ließ sich ein gewisser Siegismund Wunder, Doktor medicinae, in Steyr nieder und erteilte mit Erlaubnis des Rates Unterricht in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache. So wurde der Grundstein einer Lateinschule im Sinne LuthersZ gelegt. Aus dem Jähre 1537 verwahrt das Steyrer Stadtarchiv eine „Supplication an die Königl. May: vorn hiesigen Stadt-Rath vmb Bessere fort- pflanzung deren Schull-en mehrer vnterhalt deren Schuellmaister" 1545 begann der Pfarrer Wolsgang Wäldner öffentlich gegen Einrichtungen der katholischen Kirche zu predigen, und 1554 wurde unter Laurenz Twenger der evangelische Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche offiziell Angeführt. Zu dieser Zeit muß die Lateinschule in Steyr bereits bestanden haben, denn 1558 berichtet der Chronist Preuenhuber vom Tode des ersten evangelischen Rektors Andreas Küttner, der viele Jahre der Lateinschule vorgÄstanden häbA). Thomas Brunners Leben und Wirken in Stey r 1558 b i s 1571. An Küttners Stelle wurde noch im selben Jahre 1558 Thomas B r u n- ner (auch Prunner, gräzisiert Pegasus) als Rektor der Lateinschule nach Steyr im Steyrer Stadtarchiv); dazu als Fortsetzung bis zum Jahre 1635 die (lateinische) Chronik des Katholiken Jakob Zettel, herausgegeben von L. Edelbacher im 36. Jahresbericht über das Museum Francisco-Carolinum, Linz 1878; daneben für die Zeit von 1590 bis 1622 die (lat.) Annalen von Wolfgang Lindner, herausgegeben von K. Schiffmann im Archiv für die Geschichte der Diözese Linz, VI. und VII. Jahrgang, Linz 1910; ferner die Rats ­ protokolle (1569 ff.) und Archivalien im Steyrer Stadtarchiv. Eine zusammensassende Dar ­ stellung der Geschichte der Stadt Steyr besitzen wir von Franz Xaver Pritz (Linz 1837). Zur Geschichte der lutherischen Stadtschulen vergl. Alfred Hackel im 33. Jahresbericht der Staatsoberrealschule in Steyr, 1903, und Anton Rolleder (bearbeitet von E. Pillewizer), Beiträge zur Osterr. Erziehungs- und Schulgeschichte, 18. Heft 1918. (Die von Pillewizer ergänzten Quellenangaben sind seither durch eine Neuordnung des Archivs wertlos gewor ­ den.) st Vermahnungsschrift an die Bürgermeister nnd Ratsherren aller Städte deutschen Landes, daß sie christliche Schulen aufrichten und halten fallen (1524). st Stadtarchiv XI, 36, 1. st Preuenhuber, ^uualss Lt^rsusss S. 273. - — Das wenige, das sich über diese erste Zeit der evangelischen Schule ermitteln ließ, ist bei Rolleder a. a. O. S. 10 ff. zusammen ­ gestellt.

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