Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

65 Endlich ist uns auch ein Weihnachtsspiel von Mauritius erhalten: Die „Comoedia von den Weysen aus dem Morgenland e""i), in der die Kunst der „Astronomey" verherrlicht wird. Narren und Teufel treiben neben einer Anzahl von Episodenfiguren ihr Wesen, und auch die protestantische Tendenz fehlt nicht: Je naeher Rom / je ärger Christ / Lolchs in dem Art bewiesn auch ist, so verkündet der Argumentator des II. Aktes. Der herzliche, glaubensinnige Ton, der uns etwa in der „Comoedie von der freudenreichen Geburt Christi" (1568) des österreichischen Trabanten Bene- dict Edelpeckh entgegentritt^), fehlt bei Mauritius ganz. DieComoedia von dem Schulwese n"°). Diese Komödie des Mauritius verdient nähere Betrachtung. Schon der Stoff äst von Interesse. In den Schulspiegeldramen hatte man im 16. Jahrhundert eine neue, den schulpädagogischen Tendenzen der Zeit entsprechende Form der Pro- digusspiele geschaffen. Indem man die so beliebte biblische Parabel vom verlore ­ nen Sohn ins Milieu der Schule und somit ins engste Bereich der dramatischen Verfasser, die doch vorwiegend Schulmeister waren, übertrug, war ein Vorwurf gefunden, der die von allen Dramatikern der Resormationszeit angestrebte Ver ­ einigung von biblischer Autorität und Gegenwartsbild zwanglos mit sich brächte. Zudem konnte der Schulmeister-Dichter hier höchst persönlich und ungeschminkt einem verehrlichen Publikum von Ratsherrn und Bürgern seine Meinung sagen. Als erster hatte — wenn wir die humanistischen Dialoge eines Kerckmeister <6oärn8 1485) oder Bebel (1501) übergehen — der Utrechter Rektor Macrope- dius-Langveldt einen Stoff aus der Schulsphäre dramatisiert, zunächst in den „Robellss", denen er 1536 noch ein Parallelstück, den „kstriseus", folgen ließ. Von da an wurde der geplagte Schulmeister wiederholt in den Mittelpunkt von Komödien gestellt, schon 1534 von dem Niederländer Jakob Zovitius im .,OiclLsorüu8", 1550 von Frachaeus in Lyon; 1562 folgte Knauft mit seinem i") Leipzig, Lamberg 1606. Gewidmet Herrn Nemrot Khelnbecken zu Ottstorff vnd Salaberg / auff Nidern Walsee /. Nimrod Kölnpöck starb 1621 nachdem er, der Alchemie zugetan, das von seinem Vater Nicola ererbte Vermögen „in Rausch aufgehen lassen" (Sieb- machers Wappenbuch IV, 6, S. 158). Ms. 9835 der Wiener NB.; abgedruckt in Weinholds Weihnacht-Spielen, Graez 1853. Gewidmet Herrn Achatzen Fentzel von MuhlgrNb / Fewreck / Weher vnd Arbei- spach. Nach Preuenhubers Bericht starb im Jahre 1576 Emanuel Fenzl, gewester Stadt ­ richter, Burgermaister und alter Ratsbürger von Steyr. „Seine beyden Söhne, Achaz vnd Hannss haben ihres Vatters geführte stattliche Venedigische Handlung auf, und sich in den Landmann-Stand begeben; die Herrschaften und Güter Seisenburg, Feuregg, Grub, Wolf- stein und Wehr an sich erkaufst." (Annalen S. 292.) Nach Siebmachers Wappenbuch starb Achaz im Jahre 1615. 5

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