Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

64 Wiederbringung des Menschlichen Geschlechts: Aus dem H. Bernhards genommen / vnd in deutsche Verss gebracht"^). Wie Lukas Mai in Hildburghausen, dessen allegorisches Paradiesspiel (1561)^) der Stettiner Cantor Vitus Garleb, 1577, ausgeschrieben hat^ch, geht auch Mauritius von einer Predigt des hl. Bernhard aus. Im ersten Akt wird der Sündenfall selbst vorgeführt. Die Schlange erscheint als Anführerin einer ganzen Schar von Teufeln, Adam und Eva ergeht es nach dem Genuß des Apfels, wie es die Schlange vorhergesagt hat. In reuiger Verzweiflung ruft Adam: „Ihr Berge schwer, fallt ober vns / was wünsch ich mehr?", und Eva will sich zweimal in den Fluß stürzen. Es folgt (II) die Austreibung aus dem Paradies und die Berufung vor Gottes Gericht, wo (III) Iustitia und Veritas strenge Bestrafung verlangen. Beelzebub hält eine furchtbare Anklagerede; als Fürsprecher treten Pax und Misericordia, Friede und Mitleid, auf. Endlich verkündet Gottes Sohn (IV): Wenn sterben wird ein solcher Mann / Der niemals hat kein Sünd gethan / In welches Mund nie gfunden ist Falschheit / betrug und arge list / Vnd wird die Sünd mit seinem Blut Versigln / so wird die Such noch gut, und erklärt sich gleich selbst bereit, sein Blut für die Menschen zu vergießen. Im letzten Akt wird das Urteil verkündet. Der Epilogus erklärt dann ausführlich, „was jeder lernen kann aus jetziger Comoedien". ^>S) Leipzig, Lamberg1606. Ex. der Wiener Nationalbibliothek. (Sammelband 1. 628-A; enthält 5 Komödien des Mauritius: Sündenfall, Von den Weysen, Schulwesen. Von allerley Ständen und Grisoldis.) Ein anderer Sammelband findet sich in der Preuß. Staatsbibl. Uq. 2431. Die Comoedia vom Sündenfall ist gewidmet „Herrn Wilhelm Seemann von Mangern / zu S. Peter in der Aw / Röm. Keys. Mayest. Reichshoff- vnd N. Oe. Cammer Rath / auch Fürstl. Durchl. u. Herrn Matthiasen / Ertzherzogen zu Oesterreich / u. Rath. ... W. See ­ mann wurde 1597 von rebellischen Bauern in seinem Schlosse St. Peter bei Seitenstetten belagert und gefangengenommen. Die Stadt Steyr stellte damals für ihn Bürgschaft (Vergl. Stellmachers Wappenbuch IV, 5, S. 359). Wittemberg durch Georgen Rhawen Erben 1562 (Ms. Nr. 507 in Heidelberg: Ein reli ­ giöses Schauspiel vomSündenfall); neu herausgegeben von Eichhorn, Progr. Meiningen 1895. *°°) Eine Geistliche vnd Trostreiche Comedie Von dem trawrigen Fall etc. Stettin, durch Andreas Kellner Anno lVl. O. I^XXVIl. — Der Stoff wurde u. a. 1570 von Joh. Stricker, dem Verfasser des „Dudeschen Schlemers", dramatisiert (vielleicht ndt.), überliefert nur in einem hdt. Druck von 1602 (vergl. Volte, Drucke d. Vereins f. ndt. Sprachforschung III, 1889, S. 11 ff.). 1573 verfaßte der Brieger Georg Roll eine Komödie „vom Fall Adam und Eva", dessen Aufführung im Schlosse zu Königsberg am Tage Andreä 1573 bezeugt ist. Ferner wissen wir von Darstellungen desselben Stoffes in Annäberg 1578, in Hildesheim 1580, in Schwerin 1582 usw.

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