Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

63 wäre ein müßiges Unterfangen, wollte man alle zeitgeschichtlichen Anspielungen herausarbeiten. Man kann sich jedoch vorstellen, wie aktuell derartige Stücke zu ihrer Zeit wirken mußten. Die dramatische Gestaltung des gesamten Stoffes tritt hinter der tendenziösen Gestaltung von Einzelszenen vollständig zurück. Zum Hauptthema wird im Iosaphat die Musik, dieses ewige Sorgenkind des Rektors. Ihr Ansehen soll gehoben werden, indem der wunderbare Sieg Iosaphats über die Ammoniter und Moabiter als göttliche Wirkung der Musik dargestellt wird. Schon nach dem ersten Feldzug dankt Iosaphat Gott mit der Musiken, und es wird eigens vorgeschrieben: Drauff muß folgen ein Musica (IV. Akt.) Als dann Iosaphat gegen Moab, Seyr und Ammon zu Feld zieht, befiehlt er: Darauff kompt ihr Cantores her Vnd Musici aufs mein begehr; Ihr solt für den Gerüsten gehn / Zu förderst an der Spitzen stehn. „Drauff gehet die Musica vnd das schlagen an", wodurch die Feinde derartig ver ­ wirrt werden, daß sie sich gegenseitig niedermetzeln. Und Iosaphat läßt Gott danken Mit Hellem Thon vnd großem Schall: Hab schon bestellt die Lantorey / Daß sie fein frisch vnd wacker sey / Lassen tapffer ihre Stimm erklingn / Thun die schönsten Moteten fingn / Auch solln die andern zu ihm tretn / Mit Psalter / Harffen vnd Trommetn / Vnd was sonst mehr mag seyn dabey / Von Änstrumentn vnd Symphoney. Daran knüpft sich ein Gespräch einiger Schüler über die Musik. Abisua freut sich über den Gesang; Bared beklagt sich über die groben Leute, „derr es viel gibt zu vnsern zeitn / die sich achtn keiner Musiken". Und beide bedauern dann den armen Capellmeister: Hat er doch nur / ein / zwo Samlung Zu seiner Bsoldung besserung / Damits nicht alls ausdr cassa geh / Vnd doch der Nothdurfft nach besteh. So wird dem Publikum nahegelegt, die Lantorey zu unterstützen. Mit einer Anspielung auf die Türkenkriege schließt das Stück. Einem beliebten Stoff, der leicht mit Christi Erlösungswerk in Zusammen ­ hang gebracht werden konnte, behandelt Mauritius in seiner „Christlichen Comoedia Bon dem jämmerlichen Fall vnd frölichen

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