Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

57 müssen sie sich mit dem gehenkten Bäcker begnügen: „Hie körnen die Teusel den Psister Äbzulösen""ch und Belial verhöhnt noch den Toten: „Wie sein jm seine wang so groß / Hat gwis der Semel gfressen viel." — Jm Ganzen kann ich mich Haklers Meinung, die Teusel seien auch bei Brunner nur „äußerlich angeklebt", nicht anschließen. Spielen sie auch nie eine führende Rolle, wie etwa Satan mit seinen sieben Dienern im „Spil von fünferley betrachtnussen" von Kolros, so sind sie doch fest in die Handlung verwoben, in -echt lutherischem Sinn als Feinde und Verführer alle menschlichen Handlungen begleitend. Eine ausgesprochene protestantische Tendenz begegnet uns in Brunners Dramen nur selten. Ganz vereinzelt sind Anspielungen wie etwa die an Gott gerichteten Verse Jsaacs am Ende des zweiten Aktes: Bitten wil ich jn fru vnd spat Vmb sein Barmhertzigkeit vnd gnad / Das alles reich zn seiner Ehr / Vnd a u s b r e i t n n g d e r r e i n e n L e h r. Es ist mir unbegreiflich, wie Weilen von Brunners Joseph schreiben konnte: „Aus der .... Widmung Weht dem Leser bereits die streng protestan ­ tische Luft entgegen, die das ganze Stück durchzieht""^). „Streng protestantisch" sind höchstens die Glaubensbekenntnisse, die in der Schlußszene den Kindern Josephs in den Mund gelegt sind, und eine einzige Stelle der Vorrede, in der Brunner Gott dankt, daß er „zu diesen letzten zelten / nach langwirigen vnd gar erschrecklichen Finsternissen / des leidigen Bapstumbs / - - - das Ware vnd Helle Licht des EuLNigekij / gnediglich widerumb scheinen lassen . ." Irgendeine direkte Polemik lag Brunner vollständig ferne. Was ihm einzig am Herzen lag, war immer nur: Gottes Ehre und der lieben Jugend Christliche Anweisung. Und in diesem Sinne schuf er seine Werke aus tiefster Liebe zu Gott und den Men ­ schen, baute er aus den Historien der Bibel mitten in die sorgenvolle Welt der Wirklichkeit die idealistische Welt seiner Dichtungen, alles Gute in diese rettend, was jene zerstört. Die Dramen Georg Mauritius des Älteren. Gegenreformation und Türkengefahr sind die drohenden Zeichen, unter denen Mauritius in Steyr wirkt. Die harte Zeit forderte einen härteren Mann, als den friedfertig-gottergebenen Thomas Brunner; sie fand in dem mehr streit ­ baren Mauritius einen fanatischen Kämpfer für die evangelische Lehre. So sind auch seine Dramen durchwegs auf Tendenz gestellt. Die Aufführungen in deut ­ scher Sprache sind ihm in erster Linie ein willkommenes Mittel, auf die Menge zu wirken. Er wirbt durch sie für seine Schule (Comoedia vom Schulwesen) und Joseph III, 1. — Gehenkte Verbrecher fielen nach altem Brauch den Teufeln zu. Vergl. eine ähnliche Szene in Raffers „Kinderzucht". Weilen, Joseph, S. 92.

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