Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

56 herabgesunken, so erhob ihn nnn die Rcformationszeit zur „dämonischen Personi ­ fizierung aller Laster". Unter dem Einfluß von Luthers Teufelsglauben wurde ein ganzes Heer von Spezialteufeln geschaffen, und es blühte eine umfangreiche Teufelsliteratur empor, die schließlich 1569 in dem großen Sammelwerk, dem „RUsatrum Oiubolorum"") gipfelte. Brunner ließ sich die wirksame Gestalt des Teufels in keinem feiner Dra ­ men entgehen. Für den „Tobias" war der „böse Geist, Asmodi genannt", schon in der biblischen Vorlage gegeben (Buch Tobias 3, 8). Aus ihm hat die Refor ­ mationszeit den Ehetcufel Asmodes geschaffen, den das Mtttelalter noch nicht kannte (er findet sich nur im Luzerner Osterspiel von 1597). Den Anstoß hat Luther in seiner Tobias-Vorrede gegeben, in der er Asmodeus als Hausteufel auffaßt, der „alles hindert und verderbt"""). Als Hausteufel stellt sich Asmodes auch in Brunners „Jsaac" vor: So bin ich ein Hausteufel geschwind / Vnd weis zu greiffen an die Sach / Das ich bald Krieg vnd Zwietracht mach / Sey nur zu fried vnd las mich kochn / Hab offt ein loch in Ehstand gestochn. Brunner hat ihm zur Belebung der Szenen hier noch einen Genossen bei- gogeben, den Feldteufel Sair, der besonders „durch Platzregen vnd starcke Wind" den Menschen zu schaden sucht. Aus den: Buch Tobias stammt auch das Motiv der Vertreibung des Teufels durch den Engel RaphaeU"), was jedesmal zu einer traditionellen Prügelszene Gelegenheit gibt"?). — Im Joseph hat Brunner „zween Teuffel", Mvlech und Belial"") ganz neu eingeführt. Sie sind die Abgesandten des Bösen, die Joseph ins Verderben ziehen sollen. Nachdem der Anschlag durch die Brüder fehlgeschlagen ist, schickt Molech seinen Genossen zu Potiphars Weib: Mach dich hinzu / vnd jr einpfeiff / Das sie mit Joseph treib den schertz. Und Belial tritt hinzu und „spilet zu rucks" und flüstert Jezabel „mit halber stimme" die bösen Gedanken ein. Schließlich, da alle Ränke nichts nützen, Frankfurt am Mahn, in Verlegung Sigismund Feyrabendt. "") Erlanger Ausgabe 1826 ff„ 63, 109. — 1556 schrieb Andreas Musculus ein Büchlein Wider den Eheteufel, das später auch ins Theatrum Diabolorum ausgenommen wurde. Aus dem Jahre 1565 stammt ein „Haussteusfcl, das ist der Meister Sieman" von Adam Schubart. — - Zum Namen ^.sinoäutos Vsotimsclaj — „der begehrende" vergl. Volte, Einleitung zum 6. Bd. von Wickrams Werken S. IV., Anm. 4 und S. XIV., Anm. I. E) „Und der Engel Raphael nahm den Geist gefangen, und band ihn in die Wüste fern in Ägypten." (Cap. 8, 3.) "-) Tobias III, 2; Jsaac V, 2. "si Namen aus der HI. Schrift.

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