Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

55 Gesamt Würdigung. Bmnners Dramen bauen sich in der üblichen Art auf: Ein Prolog begrüßt die Anwesenden und teilt Zweck und Inhalt der Komödie mit; den Beschluß macht der Epilogus mit einer oft ziemlich umfangreichen Nutzanwendung^). Im „Tobias" und im „Jsaac" ist jedem Akt ein Argument vorangestellt. Im „Jacob" und im „Jsaac" ist überdies nach dem Prologus ein eigener Argumentator ein ­ geschoben, der die Personen des Stückes vorstellt. Der Prolog des „Jsaac" schließt mit der Aufforderung: Nu höret vor das Argument / Wie die Personen sein genent. Darauf ergreift der erste Argumentator das Wort und erklärt der Reihe nach alle Personen: Nach diesem höret on beschwer Was wir für Spielleut bringen her. Hie steht der alte Abraham / Da Jsaac sein menlich-er Stam / - . . etz. Ähnlich im „Jacob": Jr lieben Christen nemet war / Was wir bringen in dieser schar / Hie stet Jacob der alte Man / Nach dem secht jr sein Sön auch stan . . . etc. Doch werden hier bloß Jacob und seine Söhne angeführt. Wir erblicken hierin eine weitverbreitete Sitte des XVI. Jahrhunderts, die Schauspieler vor Beginn des Spieles geschlossen aufziehn zu lassen, was bei den Volksspielen zugleich als Schaustellung der Kostüme galt^?). Der Teufel, schon im Mittelalter eine unentbehrliche Theaterfigur, hat im XVI. Jahrhundert durch Luther einen neuen Sinn und eine noch größere Ver ­ breitung gefunden^). War er in den Mysterien langsam zur lustigen Figur iss) Vergl. Edwin Zellwecker „Prolog und Epilog im deutschen Drama" Lpz.- Wien 1906, S. 32 ff. — Peter Jordann verzichtet in seinem Joseph (1340) auf eine Aus ­ legung des Stückes im Epilog und überläßt dies den „predicanten". is') Vergl. Expeditus Schmidt, Die Bühnenverhältnisse des deutschen Schnldramas etc., S. 74 und 112 ff., und Volte, Einleitung zu Wickrams Werken 6 (a. a. O.), S. XLI f. — Noch bei der Kölner Laureutius-Aufführung 1581 „zogen die Personen des Stückes auf die Bühne, und der Knabe erzählte den Inhalt des Spiels (Periocha). Auf jede Person, von der er gerade sprach, wies er mit einem Lorbeerzweig"; vergl. Nießcn, Dramatische Darstellungen in Köln, Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins 3 (1917), S. 26. — Weitere Beispiele bei Max Boehn, Das Bühnenkostüm in Altertum, Mittelalter und Neuzeit, Berlin 1921, S. 257. »») Vergl. Max Osborn, Die Teuefelsliteratur des XVI. Jahrhunderts, Acta Germanica III, 1893; M. I. Rndwin, Der Teufel in den deutschen geistlichen Spielen des Mittelalters und der Resormationszeit, Hesperia 6, Göttingen 1915.

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