Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

54 an Kleinmalerei fehlen, und den herzlichen Ton, der seine übrigen Stücke auszeichnet, vermissen wir auch hier nirgends. Der biblische Bericht (I. Buch Mose, Cap. 24, 1 — 63) erscheint besonders in den ersten Akten stark erweitert. Dagegen ist der Schluß eigenartig verkürzt: Im Gegensatz zu anderen Jsaac-Dramen — Petrus Praetorius^) schließt mit der Trauung - — - wird uns die Heimkehr Eliezers nicht mehr vorgeführt. Mit einem Gebet Jsaacs, Gott möge ihm das bestimmte Ehe ­ weib zukommen lassen, schließt das Stück ab. Soweit ich die Jsaac-Dramen des XVI. Jahrhunderts überblicken kann^), scheint mir Brunners Arbeit selbständig. Übereinstimmungen mit Tirolffs erstem Akt lassen sich aus der gemeinsamen Vorlage, der Bibel, erklären. Die Einführung des Eheteufels hat Brunner mit Praetvrius und Culmann (zirka 1547) gemein, woraus man bei der Beliebtheit von Teufelsfiguren im Drama jener Zeit nicht auf Beeinflussungen schließen darf^). Dem „Jsaac" ist im Druck ein Lied beigefügt: „Ein Dancksagung vnd Gebet zu Gott / für feine vielfelge (!) wolthaten / Gsangweis gestellet / in der Melodey: Wol dein der in Gottes Furcht steht." Das Gedicht umfaßt 14 vierzeilige Stro ­ phen und zeigt hohe metrische Gewandtheit. Jedoch trotz Rebeccas Versicherung: „Ja traun sie eilt so sehr sie kan", dauert es noch eine geraume Zeit. Die Mutter nötigt dann eifrig zum Essen und entschuldigt sich immer wieder: Jr seht die braten sind fast klein / Vnd nicht sehr köstlich angericht / Ich kunds traun itzund besser nicht. Der Krug kreist. Rebecca bedient. „Zugemüs" wird gebracht, und: „Wer kraut wil essen mag es thun". Nach beendeter Mahlzeit kommt dann ein „Pecken" auf den Tisch, und alle waschen sich die Hände (Messer und Gabel waren zu jener Zeit noch nicht im Gebrauch). — Vergl. ferner über Tafelszenen Expeditus Schmidt, Die Bühnenverhältnisse des deut ­ schen Schuldramas und seiner volkstümlichen Ableger im 16. Jahrhundert (Munckers For ­ schungen XXIV), Berlin 1903, S. 173 fs.; St um p f l, Zcitschr. f. dt. Philol. 53, 1928, S. 63. ^) „Die schöne vnd liebliche Historia von der Hochzeit Jsaac vnd Rebeccae / aus dem ersten Buch Mosi Cap. 24. der jugent zu gut / in einer Comoedien form gestellet . . . Ge ­ druckt zu Wittemberg / Durch Veit Creutzer. 1559" (Exemplar in Wien). Dieses Stück wurde 1559 und dann 20 Jahre später in neuer Bearbeitung noch einmal zu Danziger Hochzeiten aufgeführt. Vergl. Volte, Das Danziger Theater im 16. und 17. Jahrhundert, Theatergesch. Forschungen XII, 1895, S. 2 f., 20 f. ^) Vergl. Voltes Zusammenstellung, Märkische Forschungen 18 (1884), S. 202. Zu ergänzen ist: „Ein schöne comöedj von der Vermählung vnd heürath.ung Jsaacs mit 9 persohnen" (1612) des Nördlinger Schulmeisters Johann Zihler, Ms. Dresden: vergl. Trautm ann, Archiv f. Literaturgesch. 13 (1885), S. 429 sf. Dagegen enthält Rollen- hagens „Abraham" (1569) die Werbung um Rebecca nicht. ^) Bei Praetorius nehmen die Szenen zwischen Eheteuffel und Zauberteufsel einen besonders breiten Raum ein.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2