Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

40 Mittelalter nicht gekannt hat, und wie sie — größeren Stoffen gegenüber — die Sukzessionstechnik der Fastnachtsspiele (Hans Sachs) nie erreichen konnte. Hier trug die Schulung an den Klassikern, angewandt auf die traditionelle Kunst- form, ihre Früchte. „Jacob und seine zwölf Söhne", 156 6^) 6ene8. 37. Es ist meines Sons Rock / ein böses Thier hat jn gefressen 1 ein «issend Thier hat Joseph zerrissen. (Motto auf d. T-itelbl.) Das älteste der drei erhaltenen Brunnerschen Dramen ist die 1566 bei Lo- rentz Schwenck im Wittenberg gedruckte „schöne Biblische Historia, von dem heili ­ gen Patriarchen Jacob vnd seinen zwölff Sönen, Spielweis gestellet vnd gehalten zu Stehr im Land Österreich ob der Enns, Durch Thomam Brunner von Lands ­ hut, Latinischen Schulmeister daselbst"; überliefert in einem einzigen bisher be ­ kannten Exemplar: in einem Sammelband der Stadtbibliothek in Breslau (vor- mals Bernhardin — Kirchenbibliothek^o). sst zugleich das umfangreichste mit 64 Bll. gegen 48 BK. des „Tobias" und des „Jsaac". Aus der Widmung an „Bürgermeister / Richter vnd Rat der Stad Stehr" geht hervor, daß Brunner das Stück erst „derselbigen jugent / anfenglich zu Danck gestellet vnd gehalten", also erst nach der Aufführung in Druck gegeben hat. Da die Vorrede datiert ist „am heiligen Christage / Anno 1566", so können wir an ­ nehmen, daß die Aufführung im Fasching desselben Jahres stattgefunden hat"°). Neu hcransqegeben mit einer Einleitung von R. Stumpfl, Hallesche Neu ­ drucke Nr. 258 — 260, 1928. Der Sammelband enthält folgende Werke: 1. Katechismus . . . durch M. Seba- stiunum Fröschel, Wittemberg Lorentz Schwenck 1562; 2. Der kleine Katechismus Doktor,iK Martini Lutheri . . . durch Petrnni Pretorium D., Wittemberg Georgen Rhawen Erben 1563; 3. Christliche vnd nötige Erinnerung von dem Namen IW8V8 . . . Durch Johan ­ nen! Garccum, 1566; 4. Wie / vnnd wohin ein Christ die gifftige Plag der Pestilcntze fliehen sol. A. Osiandcr, Nürnberg Joh. vom Berg und Vlrich Newber 1562; 5. Eine knrtze er- innerung / von der heiligen Engel Lobgesang . . . Durch Johannem Gareeum, Wittemberg. Lorentz Schwenck 1566; 6. Tischgebett . . . Frankfurt a. M. 1564; 7. Brunners Stück. "") Weitere Aufführungen sind meines Wissens nicht belegt. Die Annahme Max Doblingers (Schuldramen an der Grazer protestantischen Stiftsschule, Beilage Nr. 232 des Grazer Tagblattes vom 23. August 1913, IV. Jahrgang, Nr. 96), daß ein am Pfingst- sonntag des Jahres 1595 an der Grazer Stiftsschule aufgeführtes Joseph-Drama eine Um ­ arbeitung von Brunners „Jacob" gewesen sei, ist völlig unbegründet. Aus einem im Stän ­ dischen Archiv erhaltenen „Verzeichnis der Ausgaben, so auf die Comoedien ausgangen", geht wohl hervor, daß „die Comoedia aus zween gezogen, und der ander Theil nicht gedruckht" .. „ doch lassen die angeführten Requisiten (darunter „1 Seule der Fortitudim, 1 Ankher,. 2 Schlangen, 1 Hertz der Vrudentiae etc.") deutlich erkennen, daß das ganze Stück mit dem Brunnerschen nichts gemein hatte.

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