Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

33 Kirche wieder katholischer Gottesdienst eingeführt wurde, obwohl nach den An- -gaben des katholischen Chronisten Jakob Zetl^) im Jahre 1617 noch „die ganze Statt biß auf vnßer 18 Bürger Erz Lutrisch war ..." — „Anno 1616 seindt die Herrn P. P. Capuziner, deren anfangs Zween geweßen, alhero auf Steyr kommen", und moch im selben Jahre begannen sie ihr Kloster zu bauen. Ob ­ wohl damit die Katholiken eine neue Stütze erhielten, konnten die Protestanten noch das Feld behaupten. Selbst in den bewegten Jahren 1618 (böhmischer Aufstand) und 1619 (Auf- ftand der Stände, Besetzung der Burg Steyr)b°) fanden sie Muße zur Darstellung ihrer dramatischen Schulspiele. 1618 gab man ein deutsches Spiel vom ver ­ kauften Joseph, vielleicht Brunners Stück, und anschließend eine lateinische Ko ­ mödie, in der, wie Lindner boshaft bemerkt, der moän8 ainnmii, llnwnlli st pnZnancligelehrt wurde, wozu doch die Jugend schon von selbst genügend neige^Z. Die Komödien und Dialoge des nächsten Jahres bezeichnet der katholische Chro ­ nist kurzerhand als „geschmacklos" und „albern"^). Wenn auch kein Zweifel besteht, daß die kritische Einstellung Lindners weniger ästhetisch als ethisch war, so erkennen wir doch in feinen Berichten Ansätze zu einer modernen Theaterkritik, wie wir sie in so früher Zeit nur ganz selten antreffenSb). Es kamen nun schwere Zeiten. 1620 fiel — vom Kaiser gerufen — Herzog Maximilian von Bayern ins Land und besetzte am 17. August auch die Stadt Steyr: „mit 7ben Fahnen Fueßvolckh ... von dem Anhältischen Regiment, wa ­ ren vast lauther Franzosen vnd Niderländer"^). Bis zum 5. März 1628 blieb Steyr unter bayrischer Herrschaft. Doch obgleich nun die Katholiken Befreiung vom Quartier erhielten und überall die Begünstigten waren, konnten sie in den ersten Jahren noch keinen Zuwachs verzeichnen. 1621 berichtet Zettl: „vnßer eatholischen Bürger seindt nur 16 geweßen"o°). 1624 griff die Gegenreformation endlich zu den schärfsten Mitteln: In Linz wurde eins Strafkommiffion eingesetzt, und diese verfügte in den Mo ­ naten August und Oktober die Ausweisung aller protestantischen Prediger und °°) Chronik der Stadt Steyr (1618 — 1635). °ch Zettl S. 20. 25. ?edr. (1618) Ltxren8S8 8^naZ08i8tas Imtoriam cks venäito 1o8epko s kratridu8 in curia 8snatoria Lermaniso iNiomats extndusrunt 127. ^iiam guogus cornoeNiarn latinam altsro äis in saäsm curia, in nun moäu8 amancli, iuäsnäi «t puAnanäi, aä quae iuventu8 per 8ö 8ati8 propen8a S8t (!), ciocebatur, sxkibusrunt (Lindner S. 323). °^) tli8 1s8ti8 8acciianalidu8 lutderani 8ckolia8taö comoeäia8 st NiaIoLO8 in curia 8xna8oxa vaicie in8ui8a8 st ineptaa sxdibucrunt (Lindner S. 342). °^) Bergl. Friedrich Michael, Die Anfänge der Theaterkritik in Deutschland, Leipzig 1918. Zettl, Chronik S. 22. Ebenda S. 26. 3

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