Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

14 schrieb er die Komödie und gab sie noch 1568 in Druck^), um sie dann „zu solchen künfftigen Hochzeitlichen freuden" dem Brautpaar „sampt der gantzen ehrlichen Freundschaft / vnd allen andern / so alda zugegen sein möchten / zu chvn / gunst vnd wolgefallen agiren vnd halten" zu können. Im selben Jahre erschien die „Historia von derHeiratÄsaacs vnd seiner lieben Räbecoa" im Druck (Wittebevg 1569), die Brunner für eine Hochzeit in Krems (Niederösterreich) „zu ehren dem Edlen vnd Ehrenuesten Martino Ortner / vnd der Tugenthafftigen Frawen Brsula Störin" verfaßt hat. Der Argumen- tator des Stückes wendet sich an das Brautpaar und alle, „dia setz dieser zeit Sein hie bey Hochzeitlicher freud". Nach seiner eigenen Angabe (Vorrede) hat Brunner „diese Comoediam zu Crembss ... selbspersönlich exhibiret". Möglicherweise hat es sich um eine Gastspielreise der Brurmerschen Schülertruppe gehandelt^). Eine genauere Datierung der Aufführung ist nicht möglich. Soviel geht aus der Vor ­ rede hervor, daß der Druck erst geraume Zeit nach der Aufführung zustande ge ­ kommen ist, weshalb sich Brunner eigens dem jungen Ehepaar gegenüber ent ­ schuldigt: Er habe sich erboten, die Komödie „mit ehester gelegenheit gen Witte ­ berg zuuerschicken. Das aber solches nicht von stundan beschehen / .... ist war- hafftig der feel vnd Mangel nicht an mir / sondern viel mehr an dem Boten ge ­ legen / deren wenig / vnd nicht offt in Jar / heraus zu rheiseu auffgebracht werden. So hat sonderlich in itzigem Zar / diese vngelegenheit darzugeschlagen / das Donat Schütz / so ein zeitlang mit Briefen heraus gelauffen / nervlicher zeit allhie zu Steir mit tod abgaugen .. ." Die Vorrede ist: „Datum Stein /' den 15. Mais / t^nno 1569". Näheres über Brunners Beziehungen zu den Kremser Brautleuten ist nicht zu ermitteln. 1556 war ein Sebastian Ortner Bürgermeister von Krems. Ein Wert Ortner, der im Jahre 1568 den Bürgereid abgelegt hat, findet sich im Bürgerbuchs der Stadt Krems I. B. fol. 109b. erwähnt. Ein Wolf Störer, viel ­ leicht der Vater der Ursula, ist ebenda einige Male in nichtssagenden Rechtssachen 2°) A. Wick hat in seiner Arbeit „Tobias in der dramatischen Literatur Deutschlands", Diss. Heidelberg 1889 (S. 31 und 155) das „gegeben" nach heutigem Sprachgebrauch auf ­ gefaßt und danach die Aufführung für den zweiten Aöventsonntag 1568 angenommen. Vereinzelte Gastspiele von Schauspieler-Gesellschaften sind im 16. Jahrhundert mehrfach belegt, so in Sterzing von Gesellschaften aus Gossensaß (1528, 1544, 1575) und aus Stilfes (1575). An der Spitze solcher Gesellschaften finden wir auch den Tiroler Wander- regisseur Bigil Raber. Bergt. C. Fischnaler, Die Volksschanspiele zu Sterzing, Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg, 3. Folge, 38. Heft, Innsbruck 1894, S. 376. — Nürnberger Bürger und Meistersinger unternahmen in den Jahren 1585 und 1591 Gastspielreisen nach Frankfurt a. M. Vergl. E. Mentzel, Das alte Frankfurter Schauspiel ­ haus und seine Vorgeschichte, Frankfurt 1902, S. 14 s. — - Um 1600 inszenierte Andreas Hartmann aus Dresden eine Komödie (von B. Ringwaldt) am Hofe zu Torgan und brächte hiezu „die Vhornembsten SPiel Personen, so hier oben Zu Dreßden Albereits zur Noturfft abgcrichtet seynd", mit. Vergl. Moritz Fürsten au, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe der Kurfürsten von Sachsen, 1. Bd. Dresden 1861, S. 61. —

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2