Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

9 Liebe zu Gott und zur christlichen Jugend. Er fühlt sein Ende, und nachdem sich das Ansehen der Schule wieder gehoben hat, „das sich die Jugent bald widerumb gemehret, vnd von vilen orten knaben hieher geschickt worden", bittet er den Rat nun ernstlich, ihn von „diser schweren Buerd" zu befreien, die ihm „alsolenger zu ertragen unmöglich". Er habe bereits nach einem „gelernten magistro" 'geschrieben. Auch des ewigen Kampfes um seine Besoldung ist er schon müde: „Man hat gleichwol im eingang des 68.sten Jars mit mir gehandelt, was Massen eine gewisse Bestallung mit mir aufgerichtet werden solle: Ist aber bißheran kein Mel ­ dung geschehen. Vnd die Sachen am vorigen alten Ort hangen bliben. Vrsach dessen ist mir verborgen, achte auch dieselbige nun allerort zu wissen gantz vnnötig". Nur seinem Nachfolger wünscht er vom Herzen, „das es ihm in allen dingen glückseligher als mir ergehen wolle". Noch eine letzte Eingabe von Brunner ist uns erhalten^), nicht von feiner Hand geschrieben. Die zitterige, fast unleserliche Unterschrift zeigt, daß er nicht mehr dazu im stände war. Der Brief lautet^): „Nachdem ich' anietzo in den Ban ­ den Gottes vnd dessen vetterlicher Heimsuchung lige, kan ich auß kindlichen ver ­ trauen nicht vnter'lafsen, E. F. W. mit etlich obliegenden beschwernussen schrift ­ lichen fuer zu kumen. Vnd ist solche meist vnd füernembst, das ich diser Zeit meine glaubwiger nit kan zuefriden stellen, sintemalen ich vorigem brauch' nach selbs aigener Person mich in Linzer Markt nicht kan oder darf begeben. Ist demnach mein sonder hoch vleissig bitt, E. F. W. wollen sovil bah einem F. W. Rath rich ­ ten, damit ich mit einem Darlehen auf dißmal mit verlassen werde. Wollte solches (wais Gott) hundertmal liber vmbgehen, wo nicht die unvermeidlich not auf mir lege, vnd ich auch schon verdientes gelts habhaft werden möchte. Mir stehen von Herr Dietmann von Losenstein in die achtzig Gulden auß, Gott wais, wann die bezalung folgen werde. So ist mir der Dr. Bernfues auch in die sibenzig guld zue thuen, wie auch nit weniger Herr Doktor Trainer, bei denen aber gleichwol die be- zalung gewiß, allein das ich der Zeit mues erwarten. Beschließlich diesesmal ist auch mein sonder hochvleissig bitt, die schuel mit Notdurft der behulzung vor ein- gang der kalten zeit zeitlichen zue versehen. Solche vnd ander eur Weisheit bemü- hung will ich iederzeit meines Lebens gantz treulich zu verdienen beflissen sein. Thue mich hiemit E. F. W. meinen günstigen Herren gantz treulich befelchen. Thomas Brunner, lateinischer Schulmeister." Der Rat scheint (nach einer Notiz auf der Rückseite des Gesuches) 100 fl. bewilligt zu haben. Bald darauf hat ihn der Tod aus seinem folgenreichen Leben erlöst. Am 6. November des Jahres 1571 teilt der Rat dem Herrn Gundacker von Starhem- ") An den Bürgermeister Sebastian Pischinger; undatiert, vermutlich aus der aller ­ letzten Zeit. Ich gebe ihn hier vollinhaltlich wieder, obwohl er sich bereits bei Rolleder (S. 25 f.) abgodruckt findet, weil mir gerade dieses Schreiben zur Vervollständigung des Lebensbildes unentbehrlich erscheint.

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