Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

102 Den Eintretenden empfängt Saul mit den Worten: Es mus gewis was hefstigs sein / Weil du so eilend kompst herein (Bl. 0 8 b). Mauritius muß hier in Ermangelung eines Jnnenraumes den König heraus ­ bemühen. Er bedient sich dabei des in solchen Fällen üblichen Ausweges: Kaum hat der Bote nach dem König gefragt, so erhält er schon die erfreuliche Auskunft: Aus seiner Kammer er gleich geht (Bl. 0 4 a). So konnte hier die Innenszene Noch verhältnismäßig leicht umgangen werden. Schwierigere Stellen mußten jedoch ganz gestrichen werden, so die 7. Szene des I. Aktes (Pape, Bl. v 3 b — v 8 b), in der David innen vor Saul die Harfe schlägt, während Satan außen um das Haus schleicht (Der Teuffel guckt hinein / Saul entsetzet sich des / David Spielt; Pape, Bl. v 4 a). Und wo Pape die Parallelhandlungen simultan, oft mit gleichzeitiger Dialogführung auf beiden Seiten, vorführt, muß sich Mauritius mit andauerndem Auf- und Abtreten küm ­ merlich behelfen: kaum hat die eine Partei ein paar Verse vorgetragen, heißt es: Gehen ab ein wenig, damit auch die Gegenpartei zu Worte kommt. Und wenn dann Pape im V. Akt beide Heere zur Schlacht aufmarschieren läßt: Hier- zwischen können sie auff beyden seiten jhr ordnung stellen, so muß Mauritius auf einen solchen Massenaufzug verzichten; Goliath tritt ohne Gefolge auf, nur Herr Simah sol allein mit gehn . . .; der muß dann den Philistern den Ausgang des Kampfes berichten. Vor eine ähnliche Aufgabe sah sich Mauritius bei der Inszenierung des Grübelschen „Naba l" gestellt. Auch hier war die Vorlage für eine Simultan- bühne mit Mansionen berechnet. Akt II und III spielen teilweise im Hause Na- bals, der seinen Freunden ein Gelage gibt. Zu Ende des II. Aktes setzt er sich mit seinen Gästen zu Tisch, nachdem er die Sitzordnung genau vorgeschrieben hat: Eubulus ich bitt dich fründtlich / Daßtu an das ort setzyst dich / Vnd du Gastrodes grad zu jm / Dysigane du den sessel nim . . . usw. Das Zechgelage währt dann bis in den III. Akt. Inzwischen wird simultan — an einer anderen Stelle des Spielfeldes — dargestellt, Wie Dauid die ant ­ wort Nabals von Abisans vernommen usw. — Mauritius verlegt das Gelage hinter die Szene und läßt uns bloß den Knecht davon berichten. Dessen Mo ­ nolog wird einmal unterbrochen durch die Anweisung: Sie sahen ein jauchtzen an / das höret er / vnd fehret im reden fort. — Wir sehen aus diesen Beispielen, daß die Bühne des Mauritius weder für Innenszenen noch für breitere Simultanhandlungen eingerichtet war. Der Spiel ­ raum erscheint gegen Brunners Bühne stark beschränkt und bewußt dem Re ­ naissancestil angepaßt. —

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