Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

101 uns am besten zu beiden Seiten der Bühne vor. Ein neutral gehaltener Mittel ­ grund würde nicht nur die Vorführung von Waldszenen usw. (Schulwesen V) erleichtern, sondern auch kleine Simultanwanderungen und Parallelauftritte ermöglichen, die bei Mauritius nicht fehlen. Im II. Akt der Komödie vom Schul ­ wesen z. B. wird die Szene vor dem Haus des Peter Bnart durch einen Auf ­ tritt vor dem Haus des Meisters Eberhard unterbrochen, während welchem Rupprecht, ohne daran teilzunehmen, vor dem Haus des Vnart bleibt (Ist her- auß blieben vnd sagt). Im allgemeinen lassen sich alle Stücke des Mauritius auf einer ganz pri ­ mitiven Neutralbühne mit gelegentlichen Haustüren inszenieren. Eine Aus ­ nahme stellt etwa die Komödie vom Sündenfall dar, in der Vorbereitungen für das Weltgericht notwendig sind: Iustitia: Hör Gabriel . . . geh hin zur stund / Vnd bring den gülden Tisch hieher / Sampt Teppichn / die leng vnd quer / Stüel / Bank / vnd was sonst ghört Hiebey / Sih das fein zugerichtt alls sey! Bring alle zierd / vergiß es nicht / Denn Gott wird halten heut Gericht. Daß Mauritius bei seinen Schulaufführungen von einer sesten Bühnen- form ausging, auf der infolge ihres Außenraum-Charakters (Straßenbühne) die Darstellung von Innenräumen tatsächlich unmöglich war, beweisen deutlich einige seiner Komödien, die wir als ausgesprochene Bühnenbearbeitungen an- zusehen haben"^). Wir wollen hier zwei Beispiele herausgreifen, in denen Mauritius Stücke mit ausgeprägter Simultantechnik bearbeitet hat: Papes „Monomachia Davidis et Goliae" und Grübels „Nabal". Die Historia von David und Goliath verlangt schon durch ihre Tei ­ lung in zwei feindliche Lager, zwischen denen sich die Handlung abspielt, nach einer breiten Simultanbühne mit ausgedehntem „Plan". Für eine solche hat auch Pape sein Stück versaßt: Beide Parteien finden gleichzeitig aus seiner Bühne Platz. König Saul hat seinen Sitz in einer Mansion, die im Prinzip den plastischen Häusern der Brnnuerschen Bühne gleichkommt. Als der Bote Malach nach dem König fragt, weist Achates nach dem Haus: Sih sichstu nicht dort sitzen ihn / Kom wil dich füren bald dahin. Vergleiche meinen Aufsatz über „Bühnenbearbeitungen in der Dramatik des XVI. Jahrhunderts" im Euphorien 1930, S. 562 sf.

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