Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr
8 milt-gebig muß genannt werden". In seiner Mildgebigkeit überließ Brunner auch noch „das wenig Geld, so hir alle Freitag wöchentlich -b-ei dieser großen pfarmeng ersungen wird" und eigentlich ihm zukam, den Astanten „zu besserung der jeg lichen suppen". Jedoch die sinanziells Not, mit der er — z. T. auch durch- eigene Schuld — immer wieder zu kämpfeu hatte, war diesmal nicht der innerste Beweggrund, weshalb Brunner nun ernstlich von der Schule fortwollte. In -einer neuerlichen Eingabe vom 4. September 1567") gibt -er an, daß „es sich doch in der Wahrheit weit änderst bey mir gehalten, Vnd Prinzip-alis Ca-u-sa eben dise in meinem Herzen sich befunden, das ich den a'bb-ruch -verderben vnd vntergang vnserer S-chull mit schmerzen angesehen, vnd dessen -allen miteinander gründtli-che vrsachen schier gar zu spatt erfavn, auch meine liebste vnd füernembste discip-ulos, an denen fast mein größte freud gelegen, habe verlieren müssen, sintemalen sie eben derselben Zeit meiner aufrichtun-g vnd widerhotung wenig -Hoffnung haben khinnen, vnd nicht gar vnbillich, einer füer den andern merere gelegenheit zu studiren gesuchet, will schweigen anderer vrsachen, derenthalben vast alle meine privat vnd Khostknaben ein gemeine -glocken, dise schult verlassen, vnd andere Ort sich zu b-eg-eben, eben derselbig-en Zeit meiner schw-achh-eit gegossen h-ab-en". Er wendet sich dann in dem selben Schreiben scharf gegen den „toll vnd -irrig Schwirmer Reinhard Halter", der „allste sein gift ausergossen". Damit meint er die neuentfachte Wiedertäufer- bewegung"). Laut Ratsbeschluß ist -auf Brunners wiederholte Gesuche") „hierauf verrer mit dem Ma-gistro Pi-geo In dein Schu-eldienst noch l-enger zu verharren vnder- han-dlung -gepflogen worden", und -endlich reichte Brunner am 8. Oktober 1567 eine ganze Liste mit Verbesserungsvorschlägen -ein"), die zum größten Teil wo-h-l auch -durchgeführt worden sind-. Da traf ihn im folgenden Jahre von einer anderen Seit« ein schwerer Schlag: Am 9. März 1569") lesen wir in einem- Schreiben -an den Rat: „Es ist nun -eben heu-t ein Jar, da der ung-lügkselig, Errenbrüchige Unfal mit meinem gewesenen Weib an das Li-echt kumen vnd offenbar worden ist". Aus -den Zeilen des Briefes spricht -ein gebrochener Mann. „Aus einseitigen vnd gläubigen herzen" bittet er zu Gott, „er Wälle noch die kurze übrige Zeit meines müheseligen Lebens mir gn-edigklich b-eistehen, Ort und Ende selben weisen vnd a-nz-aigen, alda ich! zu seines namens Ehr und Preiß ein klein Zeit noch der Christlichen Ju-gent dienen möge". Neben aller Resignation spricht -aus jeder Zeile eine rührende, aufopfernde ") Bei Rolleder nur teilweise S. 20 f. abg-edruckt. ist Bergt. Prenenhuber S- 282 ff. ist 19. März, 3. Juli und 4. September 1567 (Sichrer Stadtarchiv XI. 36, 27). ist Abgedrnckt bei Rolleder S. 21 ff. ist In diesem Jahre wütete die Pest in St-eyr; man begann den neuen Friedhof zu bauen.
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