Steyrer Tagebuch, Sondernummer Wehrgraben, 1982-1983

lndustrial isierung Serie Wehrgraben Die Entwicklung der Industrie im Wehrgraben Die Stadt Steyr wird urkundlich erstmals im Jahr 1082 genannt , als Marktgraf Ot okar II die Pfarr e Garsten gegen d i e Pfarre Behamberg eintauschte . Ohne die Otokare hätte Steyr wohl nie solche Blüte , Größe und Macht e rre icht . Die große Hofhaltung , die von ihnen in Steyr gepfleg t wurde, brachte eine rege Gewerbetätigkeit mit sich , vor allem e r hi e lt die Stadt ihren Reichtum aus dem Handel mit Eisenarbeiten . Schon d ie Römer wollten i n Steyr Ei sen bearbe itet ha ben , man g l aubt sagar noch den Standort de r ers t e n Römersc hmi ede am heutigen Michaelerp l atz zu wisse n . Das innerbergische Eisen wurde auf der Eisenstraße -und auf de r Enns und Steyr beförde rt, die Eisenarbeiten wurden jedoch seit jeher an de r· St ey r durchgeführt . Um 1500 wurde Steyr tli e erste ßf!Wi 11 i gung ei ne r Schi e ßstätte z uges pro(;hcn und ihm J ah r e 1583 wurde di e S Ley r cr Eisgese l lschaft gegr ündet. Im l? . und 18 . Juhrhundert wurden in Unterhimme l Rohre e r zeug t . Der Himmlitzer-Hach be i.r i e b drei große Rohrhammer unrl Ho hrmUhlcn . Diese We rkstätten gehörten Pr i v:i t<·n . l "/88 wurde das BUch senn1achc- r-Lt-?hr I i rigs ins t i tut errichtet , das jednch 18 2<'1 wiC'de r aufgehoben wurde . Damals bliiht.e hen, iLs das Handwerk i n Stey rdorf , wo auf k l e i nstem Raum ve r sch iedenste Dinge <'rzeugt und bearbe itet wurde n . Pr i tz f'ührt. in se i ner "Gesch i eh te der Stadt Steyr" genau an, wel c he und wiev iele Produktionsst~tten sich in Steyrdo rf be f i nde n : 15 Ahlschmiede , 3 llüc hsenmc1c he r, 2 Drahtzi e her , 7 Ei scngeschne idl e r , 14 Feilhauer , <'l F'r immschl oßer , 1 Fuße isenmache r , l Gewe hr-Ringmacher , 4 Hufschmiede , 3 Ei senhammer , 1 Rohrhammer , 10 Klingschmiede , 1 Hufschmiede-Artikelmacher , 2 Kochgeschirrmacher, 4 Po lierer , 8 l.ettschlosser , 1 Mau l trommelmache r , 7 Messerschalen-Schrotter , 1 Messingschlager , 6 Nagelschmiede, 4 Meiderschmieder, 4 Pa ri ser Stiftelmacher, 1 Reiszeugmacher , 5 Ringmacher, 12 Schermesserer, 5 Sche r schmiede , 1 Schrottschmied , 2 Schwertschmiede , 1 Schusterwerkzeugmacher, 2 Schwertfeger, 2 Striglmacher , 4 Zirke l schmiede , 12 Zweckschmiede , 60 Messere r , 1 Kupferhammer, 1 Pfannenhammer, 1 großes Drahtzugwerk , welches mehr als 30 Gattungen von Draht liefert . " Die Waffenfabrikation erschöpfte sich dama l s noch in der Herstellung von Gewehrteilen . Ganze Gewehre her zuste l len, war damals noch Privileg der Gewehrfabriken in Wien , Prag und Ferlach . Der bedeutendste Steyrer \~affenfabri kant war Leopold Werndl . Urspr üngl i ch hatte er das Handwerk eines Bohrerschmiedes e r lernt . In den Dreißigerjahren wendete er sich auch der Waffenschmiedekunst zu . Seine Werke , d i e durchs chnittlich 450 Arbeiter beschäftig ten, wurden nach seinem Tod von seinem Sohn Josef Werndl weitergeführ t . Josef Werndl wurde am 26 . Februar 1831 als erstes von sechszehn Ki ndern geboren . Nach sechs Jahren Normalschule wurde er zu Frühwirth , einem der besten Gewehrmacher Wi e ns, in die Lehre geschickt . Nach dieser Lehre erlernte er auch noch die Feilhauerei . Nach mehreren Wande rschaftsjahren - er hatte mi t seinem Vater gebrochen ging J osef We rndl zum Militär nach Wi en . Als er i n die staatliche Gewehrfabrik nach Währi ng kommandiert wurde, sah er neuartige ameri kanische Masch i ne n und war begeistert . Durch Kenntnisse , d ie er auf Studienr eisen in Amerika gesammelt hat te , brachte e r di e Waffenfabri k auf neue , ungeahnte Höhen . Handarbeit wurde durch Maschinenarbeit erse tzt, und als nach den Kämpfen 1866 Hinterlader verlangt wurden , konstruierte er gemeinsam mit seinem We r ksme i s t e r Karl Ho lub ein Model l, das bald darauf im österreichischen und ungarischen Hee r ei ngeführt wurde .

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