Steyrer Tagebuch, Sondernummer Wehrgraben, 1982-1983

Auseinandersetzung Verein „Rettet den Wehrgraben" gebildet Um sämtliche Streiter für den Wehrgraben zu vereinen, bildete sich am 8 . ~ärz ein Proponentenkomittee aus zwölf Vereinen und Organisationen, das am 14. April of– fiziell den Verein "Rettet den Wehrgra– ben" gründete. Gleich in der ersten Ver– sammlung wurde eine Vielzahl von Aktionen geplant . Flugzettel; Plakate und Picker l gingen in Umlauf . In einem Brief an den Steyrer Bürgermeister , den Gemeinderat und die Ingenieurkammer forderten der Präsident des österreichischen Kunstse– nats, Prof . Roland Ra iner , und sämtliche Professoren flir Architektur die selbst– verständliche Rücksicht auf das histo– rische Stadtbild durch volle Erhaltung des Wehrgrabens und die sofortige Abän– derung einer unverständlichen Wettbe– werbsausschre ibung ,di e die Zerstörung des Ortscharakters von Steyr durch Zuschüt– tung eines 600 Jahre alten Gerinnes vor– aussetzt . Gemeinderatsmehrheit liefert Aprilscherz VerhiHl t in einen "Wehrgraben:..F,rneuer– ungskatalog" mit einigen Dutzend Zuckerl für die Bewohner beschloß die SP-Mehrheit in der Sitzung des Gemeinderats vom 1 . April die Zuschüttung des Gerinnes . Die Sprecher der anderen Fraktionen argument– ierten in dieser Monstersitzung, das die versprochenen Tennisplätze , Schrebergär– ten und Zuschüss filr Hausreparatur en auch ohne Zerstörung des Gerinnes möglich sind . Das Bundesdenkmalamt wird aktiv Nach diesem überraschen schnellen Be– schluß trat wenige Tage später das Bun– desdenkmalamt auf den Plan . Es stellte fest, daß der \l'ehrgrabenkanal ein mensch– liches Bauwerk sei und als Besitz der Stadt Steyr automatisch unter Denkmal– schutz stehe . Bür germeister Weiss bl i eb es vorbehalten die demokratische Diskussion, in die sie~ bereits Fachl eute aus ganz Österreich eingeschaltet haben , als "Affentheater" abzuqualifizieren . Als Obmann des Reinhaltungsverbands wurde Mitte Apr il die Arbeiten zum Kanalbau '~hrgraben ausgeschrieben , obwohl die Verhandlungen mit dem Bundesdenkmalamt erst F.nde clieses Monats r1;.'.)~räumt waren . Österreichischer Kunstsenat Präsident : Prof . Dr . Roland Rainer Wien, 8 . März 1982 An den Herrn Bürgermeister und den Gemeinderat der Stadt Steyr sowie die Ingenieurkammer fiir Österreich und Salzburg Obe r - Mit Bestürzung mußten wir er– fahren , daß das städtebaulich und historisch wichtige und r.ha– rak teristische Gerinne des Stey– r er ~!ehrgrahens dem Straßenbau geopfert und zugeschüttet werden soll . Damit verliert dieses Stadtp.ebiet seinen auf der Be– ziehung von Wasser und Bebauung beruhenden unverwechselbaren Cha– rakter , dessen Aufopferung für "Neup l anung" keinesfalls vertret– bar ist . Die Unte r zeichneten for– dern daher die selbstverständ– liche Rücksicht auf das histor– ischß Stadtbild durch volle Er– haltung des ~lehrgrabens und die sofortige Abänderung einer unver– ständlichen \:'ettbewerbsausschrei – bung , die die Zerstörung des Ortscharakters von Steyr durch Zuschüttung e i nes 600 Jahre alten Gerinnes voraussetzt . Dieses Schreiben wurde von den folgenden Professor en der Archi– tektur eigenhändiP, unterzeichnet . G. Peichl \\' . Holzbauer Iv . Huber H. Koepf D. ßokermann G. Zeman A. Machatschek \•J. Frodl Klose G. Domirnig P . Brei tli. nP, A. Schweighofer t:.rehr!orn H. l<noflacher R. Galzer F . Moser ~, . Pentti_la H. Puchharr.mer W. Hollomey \• 1 • Laggner H. Eg_~er

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