Steyrer Tagebuch, Sondernummer Wehrgraben, 1982-1983

Auseinandersetzung Künstlerinteresse am Wehrgraben Immer mehr Künstler nahmen sich des Wehr– grabens an . Im Februar stellte Friedrich Gradisnik Bleistiftzeichnungen und · Schi– chtenpastelle im Bummerlhaus aus. Dazu erschien beim Verlag Ennsthaler von ihm ein Grafikband, der mit Gedichten von Hans Dieter Meiringer ergänzt wurde (siehe Kasten mit einem der Verse) . Bei der ersten öffentlichen Diskussion über das Problem Wehrgraben im Steyrer Gemein– derat zeigte sich am 19. Februar eine Verhärtung der Fronten . Während sich die SP-Mehrheit für das Zuschütten des Gerin– nes eintrat, stemmten sich die drei Frak– tionen der Opposition vehement gegen die– sen Plan . Während die ehemaligen Be– triebsstätten der Waffenfabrik am Wehr– graben verfielen, feierten die Stadtspit– zen den 158 . Geburtstag des Industriepio– niers Josef Werndl mit einer Ausstellung . Werndl g ründete 1864 die Österreichische Waffen-Fabriks- Gesellschaft, deren größte Fabriksobjekte am Wehrgraben lagen und deren Nachfolgebetriebe, • die. Steyr-Daim– ler-Puch AG , nunmehr das wirtschaftliche Rückgrat der Stadt Steyr ist . Weitere Initiativen zur Erhaltung Für viele Leut~ überraschend wurde Anfang März die Bürgerinitative "Wohnenswerter Wehrgraben" unter der Pate·nschaft der FPÖ Steyr gegründet . In einer Presseaussend– ung wurde darauf hingewiesen , daß der Wehrgraben in den vergangenen Jahrzehnten bei allen erneuernden Maßnahmen der Stadt übergangen und vergessen wurde , was dazu führte·, daß viele Menschen den Stadtteil verließen . Eine Veränderung des Grundwasserspiegels bei Zuschütten des Gerinnes) würde viele mittelalterliche Häuser in Gefahr brin– gen, da diese auf Holzpiloten gebaut sind . Am 17 . März, zwei Tage vor der Sondersit– zung des Gemeinderates , machte sich die VP für das OKA- Projekt, an der Steyr zwei Kleinkraftwerke zu errichten, stark, weil dadurch das Gerinne erhalten werden könn– te. Die Sitzung selbst dauerte bis spät in die Nacht . Nach langer Diskussion stellte die SP- Fraktion den Antrag, die Kanalverlegung im Gerinne vorläufig nicht durchzuführen, verlangte aber von der VP– Fraktion die Bereitstellung rechtlich verbindlicher Upr.erlagen zum Alternativ– projekt der OKA . Beilage zu einem Schreiben der OÖ Kra f twerke AG an Biirgermeister Weiss vom 14 . 4 . 1981 Kraftwerksprojekte Steyr- Stadt: Für die Nutzung der Wasserrechte in Berreich der Stadt Steyr wur– den zwei. Varianten ermittelt, die nur Vorprojektscharakter haben, und daher im Fal le einer Reali– s i erung noch eingehender Überle– gunP,en bedürfen. Es handelt sich um folgenden zwei Varianten : Die Variante 1 besteht aus zwei Kraftwerken, wobei der Wehrgrahen zugeschüttet werden kann oder im Falle der Erhaltung mit Rest– wasser beschickt wird . Der Himmlitzer Bach würde weiter– hin durch Hang - und Quellwasser dotiert sein . Für die Variante 1 ist somi t Voraussetzung, daß der Wehrgra– ben,· wenn er erhalten werden sollte , mit Restwasser von etwa 0,5 bis 1,5 m3/S dotiert wird, wobei die derzeitigen Wasser– spiegellagen erhalten werden sol– len . Die bestehenden , im Verfall begriffenen Anlagen werden hiebei durch überströmbare Sohlschwellen ersetzt . Die .Variante 2 besteht ebenfalls, aus zwei Kraftwerken und geht von der Zuschüttung des Wehrgerinnes aus . Zusammen : ungefähr 6 MI~, ungefiihr 29 Gll/h , ungefähr 295 Mio S . !•Ji.e aus dieser Aufstellung er– sic,tlich ist , bringen beide Varj.anten energiemäßig etwa das gleich ~rgehnis, liegen aber in den Kosten sehr we i t ause i nand 0 er . Da die ~irtschaftli chkeit bei der Varianten an sie~ schon geringer ist als bei verp,l eichbaren Ob– jekten ähnlicher Größenordnung, kommt, falls eine Reali~ierung e inmal in Betracht gezogen werden sollte, nur die kostengünstigere Variante in Frage.

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