Steyrer Tagebuch, Sondernummer Wehrgraben, 1982-1983

Meinungen Der Wehrgraben muß leben ! Geschichte und Kultur sind unteil bar mit dem Leben des Menschen verbunden . Beides ist mit und durch ·den Menschen geworden und gewachsen . Vernichtung und Ausradierung der Kultur und unserer Gesch i chte würden e i nen Rück~all in finstere Barbarei bedeuten . Die l ebende Generation hat die Pflicht und die vornehme Aufgabe , Geschichte und Kultur zu bewahren und sie zu hüten , aus ihr zu lernen und so das Vermächtn i s unserer Väter in die Zukunft zu tragen . Ohne Geschichte und ohne Kultur verliert das Leben von ge i stigen Wesen Sinn und l nhalL . D11 r rh die Vernichtung , auch n11r eines Teiles unserer Geschichte , ver-11icht. wir "n" se lbst . Und der We hrgr aben ist. l'iir d i e- S t.:~dt. S t.eyr ein großartiges llc-isp i c-1 rl<;r K11I 1.,ir· dieser Stadt , ei n unverg l,!ichh;ir•f",; Beispiel menschlicher Er fi11tl11n1•/<1•.c•i,; l1:s . •·in l C'bender Anschauungsun tt•rr i eh l. de•» positiven Zusammenw.i rkens d<•t· /\dH• i l.t• r· der llnntl und der /\rbe i t.er des c:,- ht.•'» . 1•:in l ebendes Arbe i te r-Denkrna 1 ! Nund , rl;.1 dic-,-w:; 11oclr IC'hendc Denkmal in höchste Ge fnh r 1•.C'r i t• t. , th'n Todesstoß zu erleiden , fanden !;ich beherzte llürge r dieser Stadt ohne Unte r sch i ed von Rnng und Namen zusammen , 11m rlif" kr;inke und leidende Schönheit zu retten , ihr s lützcnd unter di e Arme zu gre ife n, den Todessturz zu verhindern , mit der besten /\bsicht und dem i nnigen Wunsch , sie neu e r stehen zu lassen . Es wird J ahre dauern , bis die auf dem Krankenbett Li egende (Schönheit) wieder in altem Glanz e r st.r.ih l en wi rd, doch weiß ich schon heute , daß sich diE'»es unve r g leichbare Kl einod dem historischen Stadtkern a nschmiegen geliebte Brust wird , <kr wi e ein Mutt er . Kind an die Der Wehrgraben kann und wird ein leuchtendes österreichisches, wenn nicht ein europa- ja weltweites Beispi el dafür sein, wie ein scheinbar toter und scheinbar nutzloser Stadtteil in ein Gebiet mit höchster Lebensquali t ät verwandelt werden kann . Aber d i es nur unter absoluter Beibehaltung des gegenwä rtigen Flußlaufes, denn Wasser , vor allem fließendes Wasser, beteutet Qual ität , Lebensqua l ität! Hoffnungsvoll und zuversichtlich bl icke ich in die Zukun ft des Wehrgrabens , bestärkt durch die viel en Diskussionen und Aktivitäten viler Bürger dieser Stadt, welche sich mit dem Wehrgraben identifizieren ; Bürger, welche durch die Erweckung des Gebietes aus dem Dornröschenschlaf die Augen aufgegangen sind . Ein unaufhal t samer Prozeß gesunder Rewustseinsbildung ist im Gange , der alle Bevölke rungsschichten erfaßt hat , und mit Hilfe höchst kompetenter Persönlichkeiten und Fachgremien wird und muß es gelingen , der Ve rnunft zum wohlve rdienten Sieg zu verhelfen . Der Wehrgr aben verdient wahr lich d i e Zuneigung a ller Bürger dieser schönen Stadt , e r verdient die größtmögliche Anstrengung aller Bürger , um aus diesem Stadtteil wi e de r das zu machen , was er vor vi elen Jahren einmal war. Die de r zeit zugegebenermaßen mar ode Bausubstanz i s t wahrlich kein Grund , um darüber den Stab zu brechen . Laßt das klar e Wasser weiter fließen in sei nem Bett , wi e es dies seit J a hrhunderte n getan hat - für den Kanal gi b t es bei gutem Willen wahrlich eine andere Lösung ! Es l ebe der Wehrgraben! Dr . Franz H3slauer

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2