Steyrer Tagebuch Nummer 25, Februar 1985

4 Gespräch Rei nhard Kaufmann und Karl Pragers– torfer sprachen am 27. Jänner 1985 mit den bei den Gemeinderäten _der Freiheitlichen Partei Österreichs Roman EICHHOBL und Rupert HUMER und ihrem Pressesprecher und Mitglied der Bundesparteileitung Dieter - GRILLMAYER. TAGEBUCH-:– Gespräch: · FPÖ Steyr Warum in der FPÖ? TAGEBUCH: Warum sind Sie als poli– tisch interessierte Menschen in die FPO gegangen? ElCHHOBL: Das ist fUr mich recht einfach zu erklären, i eh muß aber etwas ausholen. ·Ich bin erst relativ spät zur politischen Tätigkeit ge- 1angt, nachdem ich meine Jugend in einem wirtschaftlich sehr schlecht strukturierten Raum, dem oberen Mur– ta 1, verbracht habe, wo im Vorder– grund stand, daß man einen Arbeits– Pl atz, eine Lehrste l l e bekommt. Nach Steyr bin ich 1962 gekommen und habe mich hier um eine Wohnung und einen Arbeitsplatz beworben. Da mußte ich erstmal s fes tste 11 en, daß man nicht soziale Notwendigkeiten in den Vor– dergrund steJ lt, sondern daß diese Fragen nach der Parteizugehörigkeit beurteilt werde~ TAGEBUCH: Wie geht das konkret vor sich? EICHHOBL: Man muß sagen, daß sich der Ist-Zustand in den letzten Jah- Dir. Dieter Grillmayer gemacht haben. Jetzt bemUht man sich doch, abgesehen von Einzelfällen, nach sozialen Richtlinien Wohnungen zu vergeben. Ich habe auch festgestellt, wenn'man sich nicht der Mehrheit anschließt, hat man auch berufl i eh sehr wenig Chance. Daher der Gedanke: wenn ich Rupert Humer nicht gemacht. Ich war aber lange nur ihr Sympathisant. Erst als meine Generation, meine persönlichen Freunde aus der Studentenzeit in dieser Partei maßgeblich zu reden hatten, bin ich auch beigetreten, 1980. HUMER: Ich bin in der Familie so– mich politisch betätigen würde, wür- de ich mich nicht dieser Mehrheit zial istisch erzogen worden, mein anschließen. Meine Auffassung hat sich dann mit dem Programm der FPO gedeckt, als oberstes Gebot die Freiheit des Ein- zelnen in den Vordergrund zu stel– len. Das war der Hintergrund für meine politische Tätigkeit einige Jahre später, um anderen, denen es ebenso ergangen ist, eine Hilfestel- 1ung zu leisten. GRILLMAYER: Ieh ha 1te mi eh für ei nE:. Individualisten, der sich Minderhei– ten näher fühlt, als einer großen Gruppierung, die meiner gar nicht bedarf, um sich durchzusetzen. Ich bin in der Zeit der großen Koalition politisch denkend geworden, Anfang. der 6Der Jahre: da habe ich soviel aufgenorrmen an Unwahrheiten in den gegenseitigen Vorwürfen, wieviel Theater da gemacht wurde - Emotion statt sachlicher Arbeit-, sodaß Vater war Arbeiter, ich habe auch Schlosser gelernt. 1958 bin ich zum Bundesheer gekommen und habe gese– hen, daß es von Funktionären der OVP so durchsetzt war, daß man mit einer eigenen Meinung keine Chance hatte, vorwärtszukommen. Man hat es offen ausgesprochen: "Wenn du bei uns" - in meinem angestrebten Beruf - "et– was werden wi 11 st, nur über den OAAB". Ich habe natUrl ich am Anfang in erster Linie die Familie gesehen, aber nach einigen Jahren begonnen, gegen diese Machtstrukturen aufzu– treten: ich habe 1969 offen für die FPO die Personalvertretungswahlen organisiert, was sich damals kaum jemand getraut hat. Weil ich gesehen habe,daß man sich gegen diesen politischen Druck be– tätigen muß, bin ich Uber die be~ triebliche Politik zur FPO gekommen. Obwohl man beim Bundesheer oft ins ren doch wesentlich gebessert hat. mich beide großen Parteien sehr rechte Eck gerückt wird, habe ich Als ich nach Steyr gekommen bin, enttäuscht haben. Die freiheitliche eine liberale Einstellung und kann hatten nur jene Bewerber eine Chan- Partei, zugegeben aus Mangel an diese Vorstellung in der freiheitli– ce, die sich bei der SPO Liebkind Möglichkeiten, hat solche Fehler chen Partei verwirklichen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2